Folge 46 – Februar 2025 Teil 2
Vor 125 Jahren:
Gründung des FC Bayern München (Teil 2)
Ab 1977 löste sich die legendäre „Bayern-Achse“ Beckenbauer-Müller-Maier auf. „Kaiser“ Franz Beckenbauer wechselte in die USA, wohin ihm „Bomber“ Gerd Müller im März 1979 folgte. Beide Wechsel wurden leider von äußerst unschönen Störgeräuschen begleitet. Als Sepp Maier sich im Juli 1979 bei einem Autounfall so schwer verletzte, dass er seine Karriere beenden musste, war die Achse, die wie keine zweite in Deutschlands Fußballhistorie für Erfolg und Kontinuität gestanden hatte, endgültig Vergangenheit.
„Kaiser“ Franz Beckenbauer, bester Bayern-Spieler aller Zeiten, als Fußballer des Jahres 1976 im Münchner Olympiastadion
(Foto: ISPO.com)
Aus den sportlichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten heraus führten den Verein nun zwei andere bayerische Weltmeister von 1974: Auf dem Platz Rückkehrer Paul Breitner als Kapitän, außerhalb des Platzes Uli Hoeneß als gewiefter, durchsetzungsstarker und innovativer Manager. Hinzu kam, dass sich Karl-Heinz Rummenigge zu einem Weltklasse-Stürmer entwickelt hatte und für reichlich Tore sorgte, sodass es 1980 und 1981 für die Bayern jeweils wieder zur Meisterschaft reichte. 1982 gab es dann nach elfjähriger Unterbrechung auch wieder einen Sieg im DFB-Pokal, der 1984 wiederholt wurde. Das 84er Pokalfinale war dabei das „Abschiedsspiel“ für Karl-Heinz Rummenigge (1980 in Italien mit Deutschland Europameister sowie 1980 und 81 Europas Fußballer des Jahres), der nach 10 Bayern-Jahren zu Inter Mailand wechselte, was der seinerzeit „klammen“ Bayern-Kasse sehr gut tat.
Mit dem neuen Führungsspieler Lothar Matthäus und dem würdigen Sepp-Maier-Nachfolger und Spaßvogel Jean-Marie Pfaff im Tor gelang den Bayern in den folgenden Jahren 1985, 86 und 87 ihr zweiter Titel-Hattrick nach 1972/73/74 (1986 kam noch der DFB-Pokal hinzu).
Nach dem 87er Titelgewinn beendete Erfolgstrainer Udo Lattek seine zweite Amtsperiode bei den Bayern (mit ihnen holte er insgesamt sechs Meisterschaften, dreimal den DFB-Pokal und einmal den Landesmeister-Cup). Sein Nachfolger wurde Jupp Heynckes.
Nach einem Aussetzer 1988, als Werder Bremen Meister wurde, gelangen 1989 und 1990 die nächsten Titelgewinne in der Bundesliga. 1990 kam für die drei Bayern-Spieler Klaus Augenthaler, Jürgen Kohler und Stefan Reuter auch noch der Weltmeistertitel hinzu, denn alle drei standen in der deutschen Mannschaft, die das WM-Finale von Rom mit 1:0 gegen Argentinien gewann (Olaf Thon, Hansi Pflügler und Raimond Aumann gehörten ebenfalls zum WM-Kader, kamen im Endspiel aber nicht zum Einsatz).
Drei titellose Jahre folgten, bis 1994 die dreizehnte Meisterschaft eingefahren werden konnte, allerdings wenig souverän und erst nach Entlassung von Trainer Ribbeck. Der Verein reagierte und holte mit Giovanni Trappatoni einen äußerst erfolgreichen italienischen Trainer sowie mit Oliver Kahn einen herausragenden neuen Torwart. Nach einer Saison ohne Titel verpflichteten die Bayern im Sommer 1995 Otto Rehhagel, da Giovanni Trappatoni sich schon wieder verabschiedete. Rehhagel wiederum wurde kurz vor Ende der Spielzeit 95/96 durch Franz Beckenbauer ersetzt. Trotzdem wurde (wie schon 1995) 1996 wieder der BVB Meister und nicht der FC Bayern. Am Ende konnte sich der FCB aber zumindest mit dem erstmaligen Gewinn des UEFA-Cups trösten (im Finale wurde Girondins Bordeaux zweimal besiegt, in München mit 2:0 [Tore: Helmer und Scholl], in Bordeaux mit 3:1 [Tore: Scholl, Kostadinov und Klinsmann]). Außerdem holten sechs Bayern-Spieler, nämlich Jürgen Klinsmann, Mehmet Scholl, Christian Ziege, Thomas Helmer, Markus Babbel und Thomas Strunz, mit der Nationalelf in London den Europameistertitel (Endspiel: 2:1 gegen Tschechien durch das „Golden Goal“ von Oliver Bierhoff in der Verlängerung; der siebte Münchner, Oliver Kahn, stand zwar auch im Kader, spielte aber keine Minute). Im Jahr darauf, 1997, klappte es auch wieder mit dem Bundesligatitel.
Als 1998 Aufsteiger Kaiserslautern dem FCB den Meistertitel wegschnappte, holten die Bayern als „Trostpreis“ zumindest wieder einmal den DFB-Pokal. Am Ende der Saison verließ Trainer Trapattoni, der 1996 zurückgekommen war, den Verein zum zweiten Mal. Unvergessen blieb dabei seine Wutrede in der Pressekonferenz nach dem 0:1 bei Schalke am 10. März 1998.
1998/99 wurde der FC Bayern – seit Saisonbeginn von Ottmar Hitzfeld trainiert und verstärkt durch Rückkehrer Stefan Effenberg – wieder deutscher Meister. Außerdem erreichte er das Finale der Champions League. 23 Jahre nach dem letzten Triumph in diesem Wettbewerb und nach zwei äußerst unglücklich verlorenen Endspielen in den Jahren 1982 (0:1 gegen Aston Villa trotz drückender Überlegenheit) und 1987 (1:2 gegen den FC Porto nach 1:0 Führung durch Ludwig „Wiggerl“ Kögl) sollte gegen Manchester United unbedingt ein Sieg her. Die Bayern gingen durch einen Basler-Freistoß früh in Führung, bestimmten das Spiel, hatten weitere Chancen – und kassierten dann in der Nachspielzeit auf dramatische Weise kurz hintereinander zwei Tore nach Ecken. Manchester gewann 2:1, für die völlig fassungslosen und niedergeschlagenen Bayern war es die “Mutter aller Niederlagen“. Mit diesem K.o.-Schlag endeten die 90er Jahre für den „FC Hollywood“ (diesen Begriff erfand die Presse damals – nicht ganz zu Unrecht – für den Klub, weil bei ihm stets die Gerüchteküche brodelte, Spieler und Trainer kamen und gingen, und hochbezahlte Stars ihre Streitigkeiten über die Medien austrugen…).
Im Jahr 2000 gelang dem FC Bayern mal wieder ein „Double“ aus Meisterschaft und Pokal. Dabei war der Meistertitel zu einem großen Teil dem Bundesliganeuling aus dem Münchner Vorort Unterhaching zu verdanken, denn die Spielvereinigung schlug am letzten Spieltag völlig überraschend Tabellenführer Bayer Leverkusen und ermöglichte so den Bayern noch im letzten Moment das Überholen der Werkself (am Ende waren Bayern und Bayer punktgleich, aber die Tordifferenz entschied zugunsten des FCB).
Einen ähnlich unvergesslichen Saisonabschluss gab es in der Folgesaison 2000/01 für die Bayern. Diesmal war Schalke 04 der große Konkurrent um die Meisterschaft. Am letzten Spieltag spielten die Schalker zu Hause gegen die SpVgg Unterhaching, die Bayern mussten zum HSV. Nach 90 Minuten hieß es in Gelsenkirchen 5:3 für Schalke, in Hamburg stand es 0:0, damit wären die Bayern Meister gewesen. Auf Schalke wurde pünktlich abgepfiffen (S04 stand nach dem 5:3-Sieg bei 62 Punkten und einer Tordifferenz von + 30), aber in Hamburg war noch nicht Schluss. Dort ging in der 90. Minute plötzlich der HSV mit 1:0 in Führung. Dieses Ergebnis hätte den Schalkern die erste Meisterschaft seit 1958 beschert (Bayern stand in diesem Moment bei 62 Punkten und einer Tordifferenz von + 24, war also auf Platz 2 abgerutscht). In Gelsenkirchen meinte man aufgrund einer Fehlinformation minutenlang, das Spiel in Hamburg sei ebenfalls schon abgepfiffen worden, die Bayern hätten mit 0:1 verloren und deshalb sei Schalke Meister. Tausende von jubelnden Zuschauern überfluteten daraufhin den Rasen des Parkstadions und feierten die vermeintliche Schalker Meisterschaft. Doch das Spiel in Hamburg lief noch, und in der 3. Minute der Nachspielzeit gab es einen indirekten Freistoß für die Bayern, den Patrik Andersson trat. Andersson hämmerte den Ball tatsächlich zum 1:1 ins Netz und die Bayern entrissen durch dieses Unentschieden dem FC Schalke 04 doch noch die Meisterschaft. Die Schalker waren geschockt, trauerten und lamentierten – und erhielten den Titel „Meister der Herzen“.
Nur vier Tage nach dieser dramatischen Meisterschaftsentscheidung folgte das nächste Drama mit glücklichem Ausgang. Die Münchner standen im Finale der Champions League dem FC Valencia gegenüber und siegten nach einer ausgeglichenen Partie mit 5:4 im Elfmeterschießen (nach 90 Minuten hatte es 1:1 gestanden, das Bayern-Tor schoss Stefan Effenberg per Elfmeter). Der Held des Abends war Bayern-Keeper Oliver Kahn, der insgesamt drei Elfmeter parierte. Damit war der „Fluch“ von 1999 überwunden und der FCB stand nach 25 Jahren endlich wieder an Europas Spitze.
Ein halbes Jahr später, im November 2001, stand ein weiteres Endspiel an, denn als CL-Sieger waren die Bayern für das Weltpokal-Finale gegen den argentinischen Südamerikameister Boca Juniors qualifiziert. Wieder ging es in die Verlängerung. In dieser gelang Sammy Kuffour das goldene Tor für die Bayern. Das 1:0 bedeutete den 2. Weltpokal-Erfolg der Bayern nach 1976.
[Fortsetzung folgt.]