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Folge 42 – Oktober 2024

Old Soccer ball on the green grass, top view

Folge 42 – Oktober 2024

 

Vor 40 Jahren:

Bundesliga: Gladbach – Braunschweig 10:0 !

Im Rahmen des achten Bundesligaspieltages der Saison 1984/85 trifft Borussia Mönchengladbach (in der Vorsaison Bundesliga-Dritter, punktgleich mit Meister Stuttgart und Vizemeister HSV) am 11. Oktober 1984 auf Eintracht Braunschweig. Dabei nehmen die Fohlen den Tabellenvorletzten nach allen Regeln der Kunst auseinander und siegen mit sage und schreibe 10:0 (Halbzeit: 5:0)! Es ist bereits das vierte Mal, dass das Gladbacher Publikum auf dem heimischen Bökelberg einen zweistelligen Sieg der Borussia zu sehen bekommt – ein einmaliger Rekord bis heute (1967 schlug man Schalke 04 mit 11:0 und Borussia Neunkirchen mit 10:0, 1978 fertigte man Borussia Dortmund gar mit 12:0 ab). Außer diesen vier Borussia Kantersiegen gab es nur zwei weitere zweistellige Erfolge in der Bundesliga: 1971 schlug Bayern München den BVB mit 11:1, 1982 gewann der BVB mit 11:1 gegen Arminia Bielefeld.

Überragender Mann bei den Gladbachern ist an diesem Abend ihr 22-jähriger offensiver Mittelfeldspieler Uwe Rahn, der in der 4. Minute auch den Torreigen eröffnet; in der 2. Halbzeit gelingen ihm das 7:0 und das 9:0. Wie Rahn trifft auch Hans-Jörg Criens drei Mal, je einen Treffer steuern Hans-Georg Drehsen, Uli Borowka, Bernd Krauss und Wilfried Hannes bei. Letzterer sorgt in der 90. Minute für den zweistelligen Endstand. Der Kicker schreibt zum Spiel: „Leichter kann man das Toreschießen in der Bundesliga nun wirklich nicht mehr gemacht bekommen. Die Eintracht stolperte über die eigene Abseitsfalle, die den Borussen viel Raum für schnelle Angriffe ließ, ebenso wie über die Tatsache, dass ihre Abwehrspieler von Deckungsarbeit an diesem Abend nichts hielten.“ Dementsprechend erhalten von den dreizehn eingesetzten Braunschweiger Spielern neun die Kicker-Note 5. Schade ist, dass nur 14.000 Zuschauer diese Partie sehen. Am Ende der Saison belegt Gladbach Platz 4, die Eintracht steigt als Tabellenletzter sang- und klanglos ab.

 

Vor 85 Jahren:

Waldhofs Nationalspieler Otto Siffling verstirbt im Alter von 27 Jahren

Beim ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 1934 in Italien debütiert ein 22-jähriger Stürmer des SV Waldhof-Mannheim in der DFB-Auswahl und steuert gleich ein Tor zum 5:2-Sieg gegen Belgien bei. Sein Name: Otto Siffling (Spitzname: „Holz“). Auch bei den drei weiteren Partien der deutschen Mannschaft in Italien ist er dabei und kehrt nach dem 3:2 Erfolg im „kleinen Finale“ gegen Österreich als WM-Dritter heim. Auch bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin gehört Siffling zum deutschen Kader. Das Spiel seines Lebens bestreitet er am 16. Mai 1937 in Breslau, als er beim 8:0-Sieg der deutschen Nationalelf gegen Dänemark unglaubliche 5 Tore erzielt (Otto Siffling spielt damals nicht als vorgeschobener „Keilstürmer“ in der Angriffsmitte, sondern hängt zurück, lockt so den gegnerischen Stopper aus dem Abwehrzentrum und verteilt die Bälle auf die Flügel; die so aufgerissene Deckung der Dänen ermöglicht es ihm zudem, selbst zum Abschluss zu kommen). Die siegreiche Mannschaft geht als legendäre „Breslau-Elf“ in die deutsche Fußballgeschichte ein.

Als Otto Siffling ein Jahr später, am 24. April 1938, zu seinem 31. Länderspiel aufläuft (Gegner im Frankfurter Waldstadion sind die Portugiesen, das deutsche Tor zum 1:1 Endstand schießt in der 75. Minute Otto Siffling, es ist sein 17. Länderspieltor), kann keiner ahnen, dass dieses Spiel sein letzter Einsatz für die Nationalelf sein wird, ist er zu diesem Zeitpunkt doch erst 25 Jahre alt. Doch schon bei der Weltmeisterschaft in Frankreich im Juni 1938 ist er nicht mehr dabei. Eine Lungenerkrankung macht Otto Siffling immer schwerer zu schaffen. Er erliegt der Krankheit schließlich am 20. Oktober 1939 im Alter von nur 27 Jahren. 

In Erinnerung ist geblieben, dass Otto Siffling  – als „respektloser Prolet“, der er war (er wuchs in einer Waldhöfer Arbeitersiedlung auf) – einmal zum damaligen Reichstrainer Sepp Herberger gesagt haben soll, als dieser auf die Pflicht zum Hitler-Gruß hinwies: „Lecken Sie mich am Arsch mit Ihrem Hitlergruß!“. Seine Heimatstadt Mannheim benannte 1977 eine Straße im Stadtteil Waldhof nach ihm. Zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 2012 wurde die Ost-Tribüne im Mannheimer Carl-Benz-Stadion nach Otto Siffling benannt und an seinem Geburtshaus in der Hubenstraße eine Gedenktafel enthüllt.

Norbert Voshaar

[Lit.: Kicker vom 15.10.1984 / Raphael Keppel: „25 Jahre Fußball-Bundesliga“ (1988) / https://taz.de/Herberger-den-Hitlergruß-verweigert/!1219273/ / https://rainerkuehn.wordpress.com/2013/11/06//das-ist-fusbal-lecken-sie-mich-am-arsch-mit-ihrem-hitlergrus/ / Jürgen Bitter: „Deutschlands Fußball-Nationalspieler“ (1997)]