Vor 70 Jahren:
„Manni“ Kaltz, HSV-Rekordspieler, Europameister ´80, Vizeweltmeister ´82 und Meistercup-Sieger ´83, geboren
Am 6. Januar 1953 kommt er in Ludwigshafen zur Welt, nun wird er 70 Jahre alt: Manfred „Manni“ Kaltz. Nach den Stationen VfL Neuhofen und TuS Altrip, mit dem er 1970 Deutscher A-Jugend-Meister wird, wechselt der gelernte Maschinenbauschlosser bereits als 17-jähriger zum Hamburger SV in die Bundesliga. Er schafft es nach einem Jahr in der HSV-A-Jugend ab 1971 zum Bundesligastammspieler auf der rechten Verteidigerposition, die er sehr offensiv interpretiert. 1972 gehört Manni Kaltz zum deutschen Aufgebot für die Olympischen Spiele von München. Mit 22 Jahren, im September 1975, debütiert er in der A-Nationalmannschaft. 1976 wird er mit dem HSV Vizemeister und holt durch einen 2:0-Finalsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern den DFB-Pokal, wodurch der HSV sich für den Europapokal der Pokalsieger qualifiziert, den er ein Jahr später, am 11. Mai 1977, auch tatsächlich gewinnt. In der Mannschaft des HSV, die Titelverteidiger RSC Anderlecht im Endspiel mit 2:0 schlägt (Tore: „Schorsch“ Volkert und Felix Magath), steht selbstverständlich auch Manni Kaltz.
Die Saison 1977/78 ist für ihn weniger erfolgreich: mit dem HSV wird er in der Bundesliga nur Zehnter und die WM in Argentinien, bei der er Libero spielt, endet für Deutschland schon in der 2. Finalrunde nach einem 2:3 gegen Österreich. Im Oktober 1978 trifft Manfred Kaltz und seine Frau Heike ein brutaler Schicksalsschlag: Ihr vier Jahre altes Töchterchen Stephanie wird von einem Auto überfahren und stirbt. 1979 holt der HSV unter Trainer Branko Zebec den vielumjubelten ersten Meistertitel seit 19 Jahren. Manni Kaltz ist dabei einer der wichtigsten Leistungsträger des Teams. 1980 schafft er es mit seinem HSV ins Endspiel des Meister-Cups, verliert dieses aber mit 0:1 gegen Nottingham Forest. Sein zweites Finale in diesem Jahr, das EM-Endspiel in Rom, in das er mit der deutschen Nationalelf einzieht, bringt ihm hingegen einen weiteren großen Titel, denn die Deutschen gewinnen das Finale mit 2:1 gegen Belgien. Manfred Kaltz ist bei allen deutschen EM-Spielen von der ersten bis zur letzten Minute dabei und darf sich nun mit Fug und Recht Europameister nennen.
HSV-Mittelstürmer Horst Hrubesch, der im Finale von Rom beide deutschen Tore erzielt, ist mittlerweile ein immens wichtiger Mitspieler von Manni Kaltz geworden, denn das „Kopfballungeheuer“ Hrubesch verwertet in diesen Jahren zahlreiche der genau getimten und raffiniert von rechts hereingezogenen „Bananenflanken“ von Offensivverteidiger Manfred Kaltz zu Kopfballtoren (Zitat Horst Hrubesch: “Manni Banane, ich Kopf – Tor“). Das Jahr 1982 bringt – neben einer weiteren Meisterschaft mit dem HSV – erneut zwei Endspielteilnahmen für Manni Kaltz. Leider zieht seine Mannschaft dabei aber jeweils den Kürzeren: Im Mai muss er sich mit dem HSV im UEFA-Cup-Finale dem IFK Göteborg beugen (sowohl das Hin- als auch das Rückspiel gehen verloren), im Juli unterliegt er mit der Nationalelf im WM-Endspiel von Madrid gegen Italien mit 1:3. 1983 läuft es besser. Manni Kaltz und sein mittlerweile von Trainerfuchs Ernst Happel trainierter HSV können in diesem Jahr gleich zwei Titelgewinne feiern. Zunächst erklimmt der HSV den Thron des Europapokalsiegers der Landesmeister, indem er am 25. Mai vor 75.000 Zuschauern in Athen die favorisierte Startruppe von Juventus Turin (u.a. mit Michel Platini, Dino Zoff, Paolo Rossi und Zbigniew Boniek) verdient mit 1:0 schlägt (das goldene Tor erzielt dabei Felix Magath bereits in der 8. Minute); dann verteidigt der HSV zwei Wochen später auch noch die Bundesligameisterschaft. Diese Erfolge dürften Manni Kaltz vielleicht ein wenig über das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere hinweggetröstet haben, das nach 69 Länderspielen auf seinen eigenen Wunsch ebenfalls im Jahr 1983 erfolgt.
Nach 1983 geht die Erfolgskurve des HSV langsam bergab. 1987 glückt noch ein (bis heute) letzter Titelgewinn: Im DFB-Pokalfinale werden die Stuttgarter Kickers mit 3:1 bezwungen. Manni Kaltz gelingt dabei in der 88. Minute per Freistoß das wichtige 2:1. Als man ihm zwei Jahre später von Vereinsseite keinen längerfristigen Vertrag mehr anbietet, wechselt er, der mittlerweile mit großem Vorsprung Rekord-Bundesligaspieler des HSV ist, nach Frankreich, kehrt aber für die Saison 1990/91 noch einmal zum HSV zurück. Danach beendet Manfred Kaltz mit 38 Jahren seine große Karriere. Mit insgesamt 581 Bundesligaeinsätzen (alle für den HSV) liegt er in der Bundesliga-Rekordspielerliste auf Rang zwei hinter Karl-Heinz („Charly“) Körbel von Eintracht Frankfurt (602 Spiele). An erster Stelle steht Manni Kaltz in zwei Bundesligaranglisten: Zum einen bei den Elfmeterschützen (er verwandelt unglaubliche 53 Strafstöße, das entspricht bei 60 Versuchen einer Quote von 88,3 Prozent), zum anderen bei den Eigentorschützen (ihm unterliefen 6 Selbsttore, genauso wie auch Nikolce Noveski). Bereits während seiner Spielerlaufbahn legt Manfred Kaltz die Grundlage für die Zeit danach, indem er sich an einer Privatschule und an einem Rehazentrum beteiligt. Später fungiert er auch als Co-Trainer, betreibt eine Fußballschule, gehört dem Kuratorium der Stiftung Jugendfußball an und ist (ab 2009) als Repräsentant der Sport- und Eventvermarktungsagentur EIBA Communication tätig.
Vor 85 Jahren:
2:1-Finalsieg – Schalke 04 erstmals deutscher Pokalsieger!
Nach den beiden Niederlagen in den Pokalendspielen der Vorjahre (0:2 gegen den 1. FC Nürnberg bzw. 1:2 gegen den VfB Leipzig) gelingt dem FC Schalke 04 am 9. Januar 1938 im verspäteten Endspiel um den Vereinspokal des Jahres 1937 ein 2:1-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf, so dass der Pokal erstmals nach Gelsenkirchen geht. Da Schalke im Juni 1937 durch ein 2:0 über Nürnberg bereits den Meistertitel geholt hat, kann man sich nun als erster „Double-Gewinner“ des deutschen Fußballs feiern lassen (auch wenn diesen Begriff damals noch kaum jemand kennt).
Vor 72.000 Zuschauern fallen auf winterlich „schwerem Geläuf“ in Köln-Müngersdorf in der ersten Halbzeit keine Tore, es ist aber immerhin ein Pfostenschuss des Schalkers Kalwitzki zu verzeichnen. Unmittelbar nach der Pause treffen die Knappen dann gleich zweimal: In der 46. Minute schießt Ernst Kalwitzki das 1:0, zwei Minuten später markiert Fritz Szepan das 2:0. Fortuna Düsseldorf gelingt zwar in der 83. Minute durch einen von Nationalspieler Paul Janes verwandelten Handelfmeter noch der Anschlusstreffer, zu mehr reicht es aber für die Düsseldorfer nicht. Nach dem Spiel überreicht „Reichssportführer“ Hans von Tschammer und Osten den Pokal (während der NS-Zeit auch „Tschammer-Pokal“ genannt) unter großem Jubel an den Schalker Kapitän Ernst Kuzorra.
Die ersten Schalker Pokalsieger: Hans Klodt, Ernst Sontow, Hans Bornemann, Rudi Gellesch, Otto Tibulski, Berg, Ernst Kalwitzki, Fritz Szepan, Ernst Pörtgen, Ernst Kuzorra, Adolf Urban, Trainer: Hans Schmidt
Die Fortuna-Elf: Willi Pesch, Paul Janes, Bernhard Kluth, Paul Mehl, Jakob Bender, Edmund Czaika, Ernst Albrecht, Willi Wigold, Hans Heibach, Felix Zwolanowski, Stanislaus Kobierski, Trainer: Karl Flink
Vor 150 Jahren:
Walther Bensemann, Fußballpionier und „Kicker“-Gründer, geboren
Vor 150 Jahren, am 13. Januar 1873, wird er in Berlin als Sohn einer Bankiersfamilie geboren, schon als Schüler und Student ist er ein großer Fußballenthusiast: Walther Bensemann. Er spielt selbst Fußball (u.a. in Straßburg, Frankfurt und Karlsruhe), organisiert internationale Begegnungen und ist beteiligt an Gründungen von Fußballvereinen und -Verbänden (so ist er am 28. Januar 1900 auch Mitbegründer des DFB; der Name „Deutscher Fußball-Bund“ geht auf einen Vorschlag von Walther Bensemann zurück). Nach seinem Philologie-Studium (Sprach- und Literaturwissenschaften) in Deutschland, der Schweiz und England ist er von 1901 bis 1914 in Schottland und England als Sprachlehrer tätig.
1920 gründet Kosmopolit Bensemann, der den Fußball von Beginn an als Mittel zur Völkerverständigung betrachtet, die äußerst populäre und bis heute zweimal wöchentlich erscheinende Fußball-Fachzeitschrift „Kicker“, als deren Herausgeber und Chefredakteur er fungiert. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verlässt Walther Bensemann, der aus einer jüdischen Familie stammt, im März 1933 Deutschland und geht in die Schweiz. Er stirbt am 12. November 1934 in Montreux. Seit 2006 verleiht die Deutsche Akademie für Fußballkultur den Walther-Bensemann-Preis, der für das Anliegen, den Fußball über das Spiel hinaus als kulturelles, historisches sowie soziales und politisches Phänomen zu begreifen, steht.
Norbert Voshaar [Lit.: Dieter Ueberjahn: „Stars der Bundesliga“ (1981) / https:/www.dfb.de/news/detail/europameister-von-1980-feiert-geburtstag-manfred-k5-180276/? / Bernd-M. Beyer: „Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte – Das Leben des Walther Bensemann“ (2003) / Kicker: „75 Jahre Kicker“ (Sonderbeilage vom 9.10.1995) / Kicker: „100 Jahre Kicker“ (Sonderheft 2020) / Kicker-Almanach 2023 (2022) / Wikipedia]