Vor 50 Jahren:
1:1 und 4:0 gegen Atletico Madrid: Bayern München holt den Europacup der Landesmeister!
Nach dem man in den ersten vier Runden Atvidabergs FF, Dynamo Dresden, ZSKA Sofia und Ujpest Dosza Budapest ausgeschaltet hat, steht der FC Bayern München am 15. Mai 1974 als erster deutscher Klub seit 1960 (damals unterlag Eintracht Frankfurt gegen Real Madrid mit 3:7) im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister. Austragungsort ist das Brüsseler Heysel-Stadion, wo zwei Jahre zuvor die sechs Bayern Spieler Maier, Beckenbauer, Müller, Breitner, Hoeneß und Schwarzenbeck mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister geworden sind. Gegen den spanischen Meister Atletico Madrid steht es nach ausgeglichenem Spiel nach 90 Minuten noch torlos 0:0. In der anschließenden Verlängerung geht Atletico in der 114. Minute durch Luis Aragonés, den späteren Europameister-Trainer der Spanier (EM 2008) in Führung – ein Schock für die Münchner! Man schreibt bereits die 120. Minute, als sich Bayern Vorstopper Georg „Katsche“ Schwarzenbeck ein Herz fasst und mit einem fulminanten 25-Meter-Schuss in letzter Sekunde den kaum noch für möglich gehaltenen Ausgleich für den FCB erzielt, und so die drohende Finalniederlage verhindert. Nach dem Abpfiff folgt – anders als heute – kein Elfmeterschießen, sondern es wird ein Wiederholungsspiel angesetzt. Nur zwei Tage später, am 17. Mai 1974, stehen sich beide Teams erneut gegenüber. In dieser zweiten Partie läuft es für die Bayern perfekt, sie spielen wie verwandelt und bezwingen die indisponierten Spanier nach je zwei Toren von Uli Hoeneß (28. und 83. Minute) und Gerd Müller (57. und 70. Minute) hochverdient mit 4:0 (Halbzeit: 2:0). Damit geht der europäische Meistercup erstmals an eine deutsche Mannschaft. Die Schlagzeile in den Grafschafter Nachrichten lautet am nächsten Morgen: „Bayern München – Topelf Europas. Lehrbuchfußball mit Traumtoren“. Der Kicker schreibt über den neuen Titelträger: „Die Elf, die alle Grenzen sprengt!“.
Der FC Bayern spielt beide Meistercup-Endspiele mit folgender Aufstellung:
Sepp Maier, Johnny Hansen, Paul Breitner, Georg Schwarzenbeck, Franz Beckenbauer, Franz Roth, Rainer Zobel, Uli Hoeneß, Conny Torstensson, Gerd Müller und Jupp Kapellmann (einzige Auswechslung: im ersten Finale spielt ab der der 76. Minute Bernd Dürnberger für Conny Torstensson), Trainer: Udo Lattek
Die oben bereits erwähnten Bayern-Akteure Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Paul Breitner, Uli Hoeneß und Georg Schwarzenbeck holen knapp sieben Wochen später mit der bundesdeutschen Nationalelf durch ein 2:1 im Finale gegen Holland auch noch den WM-Titel.
Vor 50 Jahren:
2:0 gegen den AC Mailand: Der 1. FC Magdeburg holt den Europacup der Pokalsieger!
Am 8. Mai 1974 gibt es beim Endspiel des Europacups der Pokalsieger eine Premiere: Mit dem 1. FC Magdeburg steht erstmals eine Mannschaft aus der DDR-Oberliga in einem europäischen Finale (zuvor hatte der FDGB-Pokalsieger von 1973 NAC Breda, Banik Ostrau, Beroe Stara Sagora und Sporting Lissabon ausgeschaltet). Der FCM gewinnt das Endspiel gegen die von Giovanni Trapattoni trainierten Routiniers des AC Mailand, die im Halbfinale Borussia Mönchengladbach eliminiert haben, verdient mit 2:0. Durch ein Eigentor des italienischen Vorstoppers Enrico Lanzi gehen die Magdeburger kurz vor der Pause in Führung, in der 73. Minute erhöht Wolfgang Seguin auf 2:0. Auch der 47-fache bundesdeutsche Nationalspieler Karl Heinz Schnellinger kann bei seinem letzten Spiel für den AC die Mailänder Niederlage nicht verhindern.
Unterm Strich ist die Leistung der Italiener um Stürmerstar Gianni Rivera äußerst enttäuschend. Genauso bescheiden ist die Besucherresonanz in Rotterdam: lediglich 4.641 Fans wollen das Spiel im Stadion „De Kuip“ sehen. Die Gründe für den schwachen Besuch dürften gewesen sein, dass die Finalpaarung neutralen Zuschauern wohl nur wenig attraktiv erschien, dass seinerzeit aus der DDR – von jenseits des damaligen „Eisernen Vorhangs“ – aus politischen Gründen nur äußerst wenige Fans anreisen durften, und dass der Spieltermin an einem Mittwochabend um 20 Uhr auch für die Milan-Anhänger nicht gerade günstig lag.
Vier der elf Magdeburger (Sparwasser, Hoffmann, Seguin und Pommerenke) schaffen es wenige Wochen später in den DDR-Kader für die WM `74 in der Bundesrepublik. Zwei von ihnen werden am 22. Juni 1974 im WM-Vorrundenspiel gegen die bundesdeutsche Elf dabei sein, nämlich Martin Hoffmann und der Mann, der in Hamburg den bis heute unvergessenen 1:0-Sieg für die DDR herausschießen wird: Jürgen Sparwasser.
Die Magdeburger Europacupsieger: Ulrich Schulze, Detlef Raugust, Manfred Zapf, Detlef Enge, Helmut Gaube, Jürgen Pommerenke, Wolfgang Seguin, Axel Tyll, Martin Hoffmann, Jürgen Sparwasser, Wolfgang Abraham, Trainer: Heinz Krügel
Norbert Voshaar [Lit.: Kicker vom 9., 16. und 20. Mai 1974 / Grafschafter Nachrichten vom 16. und 18. Mai 1974 / https:
//www.Bundesliga-statistik.de/#!saisontabelle&liga=1.%20Bundsliga&saison=1963/64 / Wikipedia]