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Folge 54 – Oktober 2025

Old Soccer ball on the green grass, top view

Folge 54 – Oktober 2025

Vor 70 Jahren:

Hans-Peter Briegel – Europameister 1980, Vizeweltmeister 1982 und 1986 sowie Deutschlands Fußballer des Jahres 1985 – geboren

Als Hans-Peter Briegel am 11. Oktober 1955, also vor nunmehr 70 Jahren, in Kaiserslautern geboren wird, ist es gerade mal ein Jahr her, dass fünf(!) Spieler aus der damaligen 75.000-Einwohnerstadt in der Pfalz mit der deutschen Fußballnationalmannschaft in der Schweiz Weltmeister wurden. Der junge Hans-Peter, der seinen Eltern regelmäßig auf ihrem Kartoffelhof bei der Ernte hilft, feiert seine ersten sportlichen Erfolge
jedoch nicht als Fußballer, sondern als Leichtathlet. In den Disziplinen Weitsprung und Dreisprung holt er für seinen Verein TV Rodenbach sogar die Titel bei den deutschen Jugendmeisterschaften 1972 und 1973. Ab 1974 spielt der muskulöse Modellathlet dann für den 1. FC Kaiserslautern Fußball, in der Saison 1975/76 gibt er sein Bundesliga-Debüt. Zunächst wird der unermüdliche Kämpfer und Rackerer im Mittelfeld, später dann im Angriff eingesetzt. Erst, als er zur Saison 1978/79 auf den Posten des rechten Außenverteidigers wechselt, den er sehr offensiv interpretiert, wird er unumstrittener Stammspieler in der Bundesliga, wo der 1. FCK – auch dank Briegel – seinerzeit über Jahre hinweg zur Spitzengruppe zählt (die Lauterer werden 1979 und 1980 Dritter, 1981 und 1982 Vierter, 1983 Sechster).

Am 17. Oktober 1979 bestreitet Hans-Peter Briegel sein erstes Länderspiel für Deutschland, als Bundestrainer Jupp Derwall ihn in der 75. Minute des WM-Qualifikationsspiels gegen Wales (5:1) für Karl- Heinz Rummenigge einwechselt. Nach nur drei weiteren Länderspielen steht er im DFB-Kader für die EM 1980 in Italien und kommt dort in allen vier deutschen Spielen zum Einsatz. Der absolute Turnier Höhepunkt ist natürlich das Endspiel in Rom gegen Belgien, das das deutsche Team durch zwei Hrubesch Tore mit 2:1 gewinnt. Hans-Peter Briegel kehrt somit als Europameister heim und wird sogar in das Allstar Team der EM gewählt.

 

Packendes Duell zwischen Hans-Peter Briegel und Diego Maradona (WM-Finale in Mexiko, 29. Juni 1986)

 

1982 steht Hans-Peter Briegel – wegen seines kraftvollen und manchmal ungestümen Laufstils auch „die Walz von der Pfalz“ genannt – mit der deutschen Nationalelf erneut in einem großen Endspiel, diesmal ist es das Finale der WM in Spanien. Leider verliert er, der in allen sieben deutschen-WM-Spielen in der Startelf steht, mit dem DFB-Team das Endspiel von Madrid mit 1:3 gegen Italien. Die Niederlage ist verdient, die
deutschen Spieler sind nach dem Halbfinal-Drama gegen Frankreich (1:1 nach 90 Minuten, 3:3 nach Verlängerung, 5:4 im Elfmeterschießen) zu ausgepowert, um die abgebrühten Italiener bezwingen zu können.

Bei der EM 1984 in Frankreich ist Briegel, der stets ohne Schienbeinschoner und mit heruntergezogenen Stutzen spielt, erneut gesetzt, scheidet jedoch mit der deutschen Mannschaft bereits nach der Vorrunde aus.

Da der 1. FC Kaiserslautern in jenem Sommer `84 große finanzielle Probleme hat, verkauft der Klub mit Hans-Peter Briegel seinen wertvollsten Spieler nach Italien, und zwar zu Hellas Verona, das erst zwei Jahre zuvor aus der Serie B in die erste italienische Liga aufgestiegen ist. Gleich in seiner ersten Saison in Italien gelingt Briegel mit seinem Provinzverein die Sensation schlechthin: Hellas lässt die Starklubs aus Turin, Mailand und Rom hinter sich und wird italienischer Meister 1984/85! Hans-Peter Briegel spielt eine überragende Saison und ist auch bei den Tifosi äußerst beliebt. Seine persönliche Krönung folgt, als er im Herbst zu Deutschlands Fußballer des Jahres 1985 gewählt wird (als erster im Ausland unter Vertrag stehender Spieler überhaupt).

Die Saison 1985/86 beendet Hans-Peter Briegel mit Hellas Verona auf Rang zehn, im Anschluss fliegt er mit der deutschen Nationalelf zur WM nach Mexiko, seinem vierten großen Turnier. Wieder ist er Stammspieler und zum dritten Mal gelingt ihm mit der deutschen Mannschaft der Einzug ins Finale. Leider bleibt ihm der WM-Titel jedoch erneut versagt, denn das Endspiel gegen das argentinische Team um den herausragenden
Kapitän Diego Maradona, der dem Turnier seinen Stempel aufdrückt, geht unglücklich mit 2:3 verloren.

Nach der WM `86 tritt Hans-Peter Briegel nach 72 Länderspielen aus der Nationalmannschaft zurück und wechselt innerhalb der Serie A für zwei Jahre zu Sampdoria Genua. Auch in Genua ist Briegel Stammkraft und hat Erfolg: 1987 landet er mit Sampdoria auf Platz 5, 1988 belegt er mit den Genuesern Rang 4 und holt zudem die Coppa, den italienischen Pokal (dabei erzielt er im Final-Hinspiel gegen den AC Turin das 1:0).

Ein wunderbarer Abschluss seiner Zeit in Italien für den „spätberufenen“ Pfälzer, der sich zu Beginn seiner Fußballerlaufbahn immer wieder kritische Bemerkungen bezüglich seiner technischen Mängel und seiner angeblichen fußballerischen Limitiertheit hatte anhören müssen. Von Genua wechselt Hans-Peter Briegel zum Schweizer Zweitligisten FC Glarus, wo er zuletzt als Spielertrainer fungiert.

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere 1992 arbeitet Hans-Peter Briegel als Trainer u. a. bei Wattenscheid 09, bei drei türkischen Erstligaklubs sowie von 2002 bis 2006 als Nationaltrainer Albaniens. Seit 2009 ist er Repräsentant von Lotto Rheinland-Pfalz. Bei seinem Herzensklub, dem 1. FC Kaiserslautern, für den er 240 Bundesligaspiele (Tore: 47) bestritt, brachte sich der heute mit seiner Ehefrau Petra in Germersheim lebende Hans-Peter Briegel im Laufe der Jahre als Sportlicher Leiter, als Mitglied des Aufsichtsrates sowie als Beiratsmitglied ein.

 

Norbert Voshaar

 
[Lit.: Günther Rohrbacher-List: „1. Fußballclub Kaiserslautern – Der Berg, das Land und der Ball“ (1995) / Jürgen Bitter: „Deutschlands Fußball-Nationalspieler – Das Lexikon“ (1997) / Raphael Keppel: „25 Jahre Fußball-Bundesliga“ (1988) / Kicker Almanach 2022 (2021) / Wikipedia]