Folge 53 – September 2025
Vor 60 Jahren:
Vorentscheidendes Qualifikationsspiel zur WM ´66: Uwe Seeler macht im ersten Länderspiel nach Achillessehnenriss das Siegtor!
Als am 20. Februar 1965 im Frankfurter Waldstadion in der 56. Minute des Bundesligaspiels zwischen der Eintracht und dem Hamburger SV Uwe Seelers Achillessehne riss, hallte der Knall bis auf die Tribünen. Die Karriere des damals 28 Jahre alten HSV- und Nationalmannschaftskapitäns drohte vorzeitig zu enden. Nach Operation und unermüdlichem Aufbautraining schafft es Publikumsliebling „uns Uwe“, der sich vor Genesungskarten von Fans kaum retten konnte, jedoch, schon sieben Monate später, am 26. September 1965, sein Comeback in der deutschen Nationalmannschaft zu feiern (ins HSV-Bundesligateam war er bereits im August zurückgekehrt). Ausgerechnet beim wichtigen WM-Qualifikationsspiel in Schweden nimmt Uwe Seeler erstmals wieder seinen Mittelstürmer-Stammplatz in der Nationalelf ein. Da das Hinspiel in Berlin im November 1964 nur 1:1 ausgegangen war, ist die Partie von entscheidender Bedeutung, denn in der deutschen Qualifikationsgruppe mit Schweden und Zypern sichert sich nur der Gruppensieger das Ticket für die ´66er WM in England.
Bundestrainer Helmut Schön beweist bei der deutschen Aufstellung doppelt Mut: er setzt nicht nur auf „Comebacker“ Uwe Seeler, sondern vertraut zudem dem erst zwei Wochen zuvor 20 Jahre alt gewordenen Debütanten Franz Beckenbauer vom Bundesliga-Neuling FC Bayern München, der gerade einmal sechs Bundesligaspiele absolviert hat.
Vor 53.000 Zuschauern in Stockholm gehen die Schweden in der 44. Minute durch ihren Kapitän Torbjörn Jonsson in Führung, Werner „Eia“ Krämer vom MSV Duisburg gelingt umgehend der Ausgleich. Zehn Minuten nach der Pause trifft dann tatsächlich der langzeitverletzte deutsche Mannschaftkapitän Uwe Seeler, und sein Führungstreffer zum 2:1 für die deutsche Elf entscheidet das Spiel!
Helmut Schöns Risikobereitschaft hat sich somit bezahlt gemacht. Deutschland qualifiziert sich als Gruppensieger für die WM in England und wird dort Vizeweltmeister.
Uwe Seeler (links, am Boden) trifft in Stockholm zum 2:1-Sieg
(Foto aus dem Buch von Uwe Seeler und Roman Köster „Danke, Fußball!“ (2003)
Die deutsche Aufstellung: Horst Tilkowski (Bor. Dortmund), Horst Höttges (Werder Bremen), Karl-Heinz Schnellinger (AC Mailand), Franz Beckenbauer (Bayern München), Klaus-Dieter Sieloff (VfB Stuttgart), Willi Schulz (HSV), Rudi Brunnenmeier (München 1860), Peter Grosser (München 1860), Uwe Seeler (HSV), Horst Szymaniak (Tasmania Berlin), Werner Krämer (MSV Duisburg); Bundestrainer: Helmut SchönDie deutsche Aufstellung: Horst Tilkowski (Bor. Dortmund), Horst Höttges (Werder Bremen), Karl-Heinz Schnellinger (AC Mailand), Franz Beckenbauer (Bayern München), Klaus-Dieter Sieloff (VfB Stuttgart), Willi Schulz (HSV), Rudi Brunnenmeier (München 1860), Peter Grosser (München 1860), Uwe Seeler (HSV), Horst Szymaniak (Tasmania Berlin), Werner Krämer (MSV Duisburg); Bundestrainer: Helmut Schön
Vor 35 Jahren:
Erster Spieltag der neu gegründeten Frauen-Bundesliga
Zwar wurde ab der Saison 1973/74 vom DFB – endlich! – eine offizielle Deutsche Fußballmeisterschaft der Frauen ausgerichtet, allerdings nicht in Form einer Bundesliga, sondern der Meister wurde unter den besten Mannschaften der 5 Regionalverbände (Süd: 5 Endrundenteilnehmer, Nord: 4, West: 3, Südwest: 3, [West-]Berlin: 1) ermittelt. Das Endspiel entschied schließlich über den Titelträger. Dieser Modus wurde bis zur Saison 1989/90 beibehalten.
Am 2. September 1990, also vor nunmehr 35 Jahren, ist es dann aber soweit: die Frauen-Bundesliga startet! Allerdings nicht in bundesweiter, eingleisiger Form, wie bei den Männern 27 Jahre zuvor, sondern zweigleisig, aufgeteilt in eine Nord- und eine Süd-Staffel mit je 10 Klubs.
Nach dem Ende der Ligaphase treffen in einem Halbfinale mit Hin- und Rückspiel der Nord-Meister auf den Süd-Vizemeister und der Süd-Meister auf den Nord-Vizemeister, die Sieger bestreiten anschließend das Finale.
Im Norden gibt es zur Premiere am 2. September 1990 – einem Sonntag – folgende Partien:
KBC Duisburg – TSV Siegen 1:1
SV Wilhelmshaven – SSG Bergisch Gladbach 2:6
Fortuna Sachsenross Hannover – Schmalfelder SV 0:2
SC Poppenbüttel – Eintracht Wolfsburg 0:2
- FC Neukölln – VfB Rheine 1:5
Im Süden spielt man wie folgt:
TuS Niederkirchen – SG Praunheim 0:1
FSV Frankfurt – TuS Binzen 5:0
SC 07 Bad Neuenahr – VfL Ulm/Neu-Ulm 1:2
Bayern München – VfR 09 Saarbrücken 1:1
VfL Sindelfingen – SC Klinge Seckach 2:2
Nach Abschluss der Liga-Saison ziehen ins Meisterschaftshalbfinale ein:
TSV Siegen (Nord-Meister), KBC Duisburg (Nord-Vizemeister), FSV Frankfurt (Süd-Meister) und TuS Niederkirchen (Süd-Vizemeister).
Die Qualifikation fürs Halbfinale verpasst damals nur äußerst knapp – nämlich um einen einzigen Punkt – der von der gebürtigen Emlichheimerin und ehemaligen Nationalspielerin Anne Haarbach-Trabant trainierte Nord-Dritte, die SSG Bergisch Gladbach.
Erster Bundesligameister der Frauen wird schließlich Vorjahresmeister TSV Siegen, der den FSV Frankfurt im Finale mit 4:2 schlägt.
Bemerkenswert ist, dass von den 20 Bundesligaklubs der Premierensaison 1990/91 einzig der FC Bayern München auch heute – 35 Jahre später – noch in der Bundesliga spielt.
Die zweigleisige Frauenbundesliga hat nicht allzu lange Bestand. Nach der Saison 1996/97 hat sie ausgedient und die eingleisige Bundesliga, der 12 Vereine angehören, nimmt den Spielbetrieb auf.
Zur nun beginnenden Saison 2025/26 wird die Frauenbundesliga auf 14 Klubs aufgestockt.
Norbert Voshaar
[Lit.: Uwe Seeler und Roman Köster „Danke, Fußball!“ (2003) / Kicker: „Legenden & Idole: Uwe Seeler“ (2016) / Raphael Keppel: „25 Jahre Fußball-Bundesliga“ (1988) / Kicker-Almanach 1992 (1991) / Kicker-Almanach 1998 (1997) / Wikipedia]