Folge 46 – Februar 2025 Teil 3
Vor 125 Jahren:
Gründung des FC Bayern München (Teil 3)
Nach einem Jahr ohne Titel ersetzte zur Spielzeit 2002/03 Michael Ballack den scheidenden Stefan Effenberg. Die Saison brachte das nächste „Double“, der Vorsprung vor dem Zweiten betrug satte 16 Punkte.
Die Saison 2003/04 (die sechste unter Coach Ottmar Hitzfeld) brachte keine Titel. Hitzfeld trat nach Saisonende eine Erholungspause vom aufreibenden Trainerberuf an und wurde deshalb durch Felix Magath ersetzt. Magath hatte sofort Erfolg: Sowohl 2004/05 als auch 2005/06 (in dieser Saison spielte man erstmals in der neu erbauten Allianz-Arena) holte er mit den Bayern jeweils das Double. Als es 2006/07 nicht mehr so gut lief, wurde sein Vorgänger zu seinem Nachfolger. Zum 1. Februar 2007 kehrte Ottmar Hitzfeld zum FC Bayern zurück. Die nächste Spielzeit (2007/08) wurde seine endgültige Abschiedssaison, und er krönte sie mit einem weiteren Double (insgesamt ist seine Bilanz mit den Bayern beeindruckend: 5 deutsche Meisterschaften, 3 Pokalsiege sowie je ein Sieg in der Champions League und im Weltpokal stehen zu Buche).
Am Ende der Saison 2008/09 gab es nach langer Zeit mal wieder einen ganz neuen deutschen Fußballmeister, denn der VfL Wolfsburg luchste den Bayern dank einer überragenden Rückrunde, in der er von Platz 9 auf Rang 1 kletterte, den Titel ab (im Frühjahr hatten die Bayern ihren erst zu Saisonbeginn unter großem Bohei verpflichteten Trainer Jürgen Klinsmann interimsweise durch Jupp Heynckes ersetzt, der den Titelverlust aber auch nicht mehr verhindern konnte).
Im Sommer 2009 kam als neuer Coach Louis van Gaal. Gleichzeitig gab es auch auf dem Präsidentenstuhl eine Wachablösung: Nach 30jähriger Managertätigkeit übernahm Uli Hoeneß das Präsidentenamt von Franz Beckenbauer, das dieser seit 1994 innegehabt hatte (fünf Jahre später, 2014, trat Hoeneß von seinen Funktionen als Präsident und als Vorsitzender des Aufsichtsrats des FC Bayern München zurück, weil das Münchner Landgericht ihn wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt hatte; nachdem er Ende Februar 2016 vorzeitig aus der Haft entlassen worden war, übernahm er beide Ämter erneut; mittlerweile ist er nur noch Ehrenpräsident und Mitglied des Aufsichtsrats).
Mit dem eigenwilligen van Gaal kehrte der Erfolg zurück und im Mai 2010 konnte – auch dank der mittlerweile verpflichteten Stürmerstars Franck Ribery, Arjen Robben und Mario Gomez – das nächste Double eingefahren werden. Auch das Finale der Champions League wurde nach 9 Jahren wieder einmal erreicht. Gegner Inter Mailand gewann dieses allerdings verdient mit 2:0.
Da die neue Saison 2010/11 unbefriedigend verlief (null Titel), wurde Louis van Gaal vorzeitig entlassen und im Sommer 2011 Jupp Heynckes für eine 3. Amtsperiode zurückgeholt. Auch mit ihm auf der Bank mussten die Bayern jedoch erneut dem BVB den Meistertitel überlassen. Höhepunkt der Saison 2011/12 sollte nun das sogenannte „Finale dahoam“ werden, also das Champions-League-Endspiel in der heimischen Münchner Allianz-Arena, für das sich neben den Bayern der FC Chelsea qualifiziert hatte. Doch leider weckte der Spielverlauf allzu böse Erinnerungen an die bittere Finalniederlage gegen Manchester United vom Mai 1999. Der FCB spielte gut, war überlegen, vergab diverse Chancen, brachte seine 1:0-Führung (Tor: Thomas Müller) nicht über die Zeit und verlor schließlich noch äußerst unglücklich. Letztlich stand es diesmal nach 120 Minuten 1:1, so dass die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen musste – leider fiel sie zu Gunsten der Engländer aus.
Ein Jahr später sah die Welt weitaus rosiger aus. Die Spielzeit 2012/13 wurde zur Bayern-Rekordsaison schlechthin: Die Meisterschaft stand bereits nach dem 28. Spieltag fest, man holte 91 Punkte, der Vorsprung auf den Tabellenzweiten BVB betrug 25 Punkte, es gab in 34 Spielen 29 Siege, nur 18 Gegentore und eine Tordifferenz von + 80! Auch in der Champions League lief es wie geschmiert. Im Viertelfinale gab es zwei 2:0 Siege gegen Juventus Turin, im Halbfinale siegte man gegen Barcelona mit 4:0 und 3:0, so dass man das Finale von London souverän erreichte. Gegner war Borussia Dortmund. Das erste rein deutsche CL-Endspiel hielt, was es versprach, und am Ende eines bis zum Schluss hochspannenden Matches hatten die Bayern mit 2:1 die Nase vorn (Tore: Mario Mandzukic und Arjen Robben, den Dortmunder Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1 trat Ilkay Gündogan). Als der FCB eine Woche später auch noch den DFB-Pokal gewann (3:2 gegen Stuttgart), war das sogenannte „Triple“ perfekt (eine Premiere im deutschen Männerfußball). Im Dezember 2013 kam auch noch der Titel des FIFA-Klubweltmeisters hinzu; beim mit 2:0 gegen Raja Casablanca gewonnenen Finale (Tore: Dante und Thiago) saß bereits der zu Saisonbeginn 2013/14 verpflichtete spanische Erfolgstrainer und zweimalige CL-Sieger Pep Guardiola auf der Bayern-Bank (Jupp Heynckes hatte nach vier Meisterschaften, einem CL-Titel und einem DFB-Pokal-Erfolg als Bayern-Trainer aufgehört).
Wembley, 25. Mai 2013:
Bayern-Erfolgscoach Jupp Heynckes mit dem Champions-League-Pokal (links: David Alaba und Mario Mandzukic, rechts: Bastian Schweinsteiger;
Foto: Goal.com)
Die Überlegenheit der Bayern in der Bundesliga wurde nun zum Alltag, die Mitbewerber beklagten Langeweile und fehlende Konkurrenzfähigkeit. Und das nicht ganz zu Unrecht, denn der Meistertitel ging tatsächlich von 2013 bis 2023 sage und schreibe elfmal hintereinander nach München, lediglich der Punktevorsprung vor den verschiedenen Vizemeistern variierte:
2012/13: 25 Punkte vor Dortmund (Trainer: Jupp Heynckes)
2013/14: 19 Punkte vor Dortmund (Pep Guardiola)
2014/15: 10 Punkte vor Wolfsburg (Pep Guardiola)
2015/16: 10 Punkte vor Dortmund (Pep Guardiola)
2016/17: 15 Punkte vor Leipzig (Carlo Ancelotti)
2017/18: 21 Punkte vor Schalke (Carlo Ancelotti/Willy Sagnol/Jupp Heynckes)
2018/19: 2 Punkte vor Dortmund (Nico Kovac)
2019/20: 14 Punkte vor Dortmund (Nico Kovac/Hansi Flick)
2020/21: 13 Punkte vor Leipzig (Hansi Flick)
2021/22: 8 Punkte vor Dortmund (Julian Nagelsmann)
2022/23: Punktgleichheit mit Dortmund (Trainer: Julian Nagelsmann/Thomas Tuchel), die bessere Tordifferenz entschied zu Gunsten des FCB; dem BVB hätte am letzten Spieltag ein Sieg im Heimspiel gegen Mainz 05 gereicht, um die Münchner Dauermeister abzulösen, man spielte aber nur unentschieden.
2014, 2016, 2019 und 2020 kam zum Meistertitel jeweils noch der DFB-Pokal hinzu.
Auch am bis dato letzten großen Titelgewinn der deutschen Nationalmannschaft, dem Sieg bei der 2014er WM in Brasilien, hatten Bayern-Spieler einen hohen Anteil. Im mit 1:0 nach Verlängerung gewonnenen dramatischen Finale gegen Argentinien kamen sage und schreibe sieben(!) Münchner zum Einsatz (und damit noch einer mehr als 1974). Es waren dieses Kapitän Philipp Lahm, Manuel Neuer, Jerome Boateng, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller und Torschütze Mario Götze.
Das Jahr 2020 ragt aus der langen Erfolgsserie noch einmal besonders heraus, denn unter dem damaligen Trainer Hansi Flick gelang dem FC Bayern ein weiteres Mal das „Triple“ aus Meistertitel, DFB-Pokal-Sieg und Champions-League-Erfolg. Die aufgrund der Corona-Pandemie mit einem geänderten Modus durchgeführte Champions-League konnte erst im August 2020 abgeschlossen werden, als in einem Finalturnier, das (ohne Zuschauerbeteiligung) in Lissabon durchgeführt wurde, die Viertel- und Halbfinalspiele sowie das Endspiel stattfanden. Die Bayern schlugen dabei im Viertelfinale den FC Barcelona mit 8:2(!), im Halbfinale Olympique Lyon mit 3:0 und im Endspiel Paris Saint-Germain mit 1:0 (Tor: Kingsley Coman). Es war der sechste Titelgewinn der Münchner in diesem Wettbewerb – nur Real Madrid (15) und der AC Mailand (7) siegten öfter.
Bei der erst im Februar 2021 ausgetragenen FIFA-Klub-WM 2020 hatten die Bayern ebenfalls die Nase vorn. Das Endergebnis des Finals gegen die UANL Tigres aus Mexiko lautete 1:0 für den FCB (Tor: Benjamin Pavard).
Lissabon, 23. August 2020:
Kapitän Manuel Neuer mit dem Champions-League-Pokal (hinten rechts: Trainer Hansi Flick;
Foto: Eurosport)
Nachdem es bei der letzten der elf aufeinanderfolgenden Meisterschaften für die Bayern schon äußerst eng geworden war, war in der Saison 2023/24 unter Trainer Thomas Tuchel plötzlich alles ganz anders – und das, obwohl Star-Einkauf Harry Kane blendend einschlug und Tor um Tor erzielte: Statt der Bayern holte Bayer Leverkusen erstmals den Titel. Mit ungeheurer Konstanz blieb die von Ex-Bayernspieler Xavi Alonso bestens eingestellte Werkself in allen 34 Meisterschaftsspielen ungeschlagen und hatte am Ende 17 Punkte Vorsprung vor Vizemeister Stuttgart und 18 vor dem FCB. Ohne Frage, die Meisterschaft von Bayer Leverkusen war hochverdient, das zweifelte auch von den Bayern-Verantwortlichen keiner an – doch der nächste Titel soll wieder an die Bayern gehen, die mittlerweile von Vincent Kompany trainiert werden.
Zu sagen bliebe noch, dass dem FC Bayern München neben den Fußballballern noch weitere erfolgreiche Abteilungen angehören: Die Fußball-Frauen holten mittlerweile 6 Deutsche Meisterschaften und einen DFB-Pokalsieg, weitere Erfolge erreichten die Basketballer (3 Meisterschaften, 2 Pokalsiege), die Schachspieler (9 Meisterschaften, ein Europapokalsieg), die Turner (4 Meistertitel) sowie die Baseballer (2 Meistertitel).
Im Jubiläumsjahr 2025 wird die seit 2001 existierende „FC Bayern München AG“ geführt durch Jan-Christian Dreesen (Vorstandsvorsitzender), seinen Stellvertreter Michael Diederich, Herbert Hainer (Aufsichtsratsvorsitzender und gleichzeitig Präsident des FC Bayern München e.V.) sowie Sportvorstand Max Eberl; Sportdirektor ist Christoph Freund. (Aktionäre der AG sind: der FC Bayern München e. V. [Anteil: 75%], Audi, Adidas und die Allianz SE [Anteile: je 8,33%]).
Norbert Voshaar
[Lit.: FC Bayern München (Hg.): „100 Jahre FC Bayern München – 1900-2000“ (1999) / Stadtarchiv München (Hg.): „Fußball in München – Von der Theresienwiese zur Allianz-Arena“ (2006) / C. Bausenwein, D. Schulze-Marmeling, H.P. Renner (Red.): „FC Bayern München – Unser Verein, unsere Geschichte“ (2013) / H. Woller: „Gerd Müller oder Wie das große Geld in den Fußball kam“ (2019) / G. Hofmann: „Mitspieler der `Volksgemeinschaft´ – Der FC Bayern und der Nationalsozialismus“ (2022) / Kicker-Almanach 2022 (2021) / Wikipedia]