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Folge 45 – Januar 2025

Old Soccer ball on the green grass, top view

Folge 45 – Januar 2025

 

Vor 125 Jahren:

Gründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Leipzig

37 Jahre nachdem die Engländer mit der „Football Association“ (FA) als erste einen nationalen Fußballverband gründeten, zieht man in Deutschland nach: Am 28. Januar 1900 versammeln sich Delegierte von 86 Fußballvereinen im Leipziger Gasthof „Mariengarten“ zum „1. Allgemeinen Deutschen Fußballtag“ und rufen einen nationalen deutschen Fußballverband ins Leben, den „Deutschen Fußball-Bund“ (DFB). Auch zwei Vereine aus der gar nicht zum damaligen deutschen Kaiserreich gehörenden tschechischen Hauptstadt Prag entsenden Vertreter nach Leipzig. Einer von Ihnen, Professor Ferdinand Hueppe vom „Deutschen Fußball-Club Prag“ (DFC), wird zum ersten DFB-Präsidenten gewählt (sein Verein qualifiziert sich drei Jahre später sogar für das erste Meisterschaftsendspiel, das der DFB ausrichtet, unterliegt jedoch an jenem 31. Mai 1903 dem VfB Leipzig mit 2:7). Als 1904 der Weltfußballverband „FIFA“ gegründet wird, tritt der DFB noch am Gründungstag bei.

Vier Jahre später wird eine erste DFB-Nationalmannschaft gebildet. Sie absolviert ihr Premieren-Länderspiel am 5. April 1908 in Basel, wo sie der Schweiz mit 3:5 unterliegt.

Zu sehen ist das erste Logo der DFB Geschichte

Das erste internationale Turnier, an dem die DFB-Elf teilnimmt, sind die Olympischen Spiele 1912 in Stockholm; die Mannschaft scheidet allerdings früh aus.

Der Erste Weltkrieg (1914-1918) bringt den deutschen Fußball für Jahre zum Erliegen, von 1915 bis 1919 gibt es weder Meisterschaftsendspiele noch Länderspiele.

 1933 kommen in Deutschland, das nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg eine Republik geworden ist, die Nationalsozialisten an die Macht, die den gesamten deutschen Sport inklusive aller Verbände und Vereine in kürzester Zeit „gleichschalten“ und auf ihre Ziele einschwören. Auch der DFB und seine Vereine passen sich an und schließen nur allzu bereitwillig Juden und politisch missliebige Menschen aus ihren Reihen aus – oft sogar in vorauseilendem Gehorsam.

1934 folgt die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft; in Italien belegt das deutsche Team Platz 3. Nach Beginn des verheerenden Zweiten Weltkriegs (1. September 1939) rollt der Ball in Deutschland zunächst weiter. Bis 1940 existiert auch der DFB noch, dann löst er sich auf (seine Spitzenfunktionäre erhalten allerdings häufig Positionen in den Nachfolgeorganisationen). Noch bis 1942 werden Länderspiele durchgeführt, bis 1944 auch Spiele um die deutsche Meisterschaft, erst dann gibt es eine kriegsbedingte Fußball-Pause.

Fünf Jahre nach Kriegsende und ein Jahr nach der Konstituierung der Bundesrepublik und der DDR erfolgt im Januar 1950 die Wiedergründung des DFB, der nun allerdings allein für das Gebiet der Bundesrepublik zuständig ist, denn in der DDR wird im gleichen Jahr ein eigener Fußballverband gegründet, der DFV („Deutscher Fußball-Verband“). 1954 tritt der DFB dem neu gegründeten europäischen Fußballverband „UEFA“ bei, im gleichen Jahr wird die Nationalelf erstmals Weltmeister. 1963 wird unter Regie des DFB mit der „Bundesliga“ eine eingleisige nationale Berufsfußballliga für Männer eingeführt. 1970 hebt der DFB sein Frauenfußball-Verbot auf (in der Folge wird ab 1974 alljährlich der offizielle deutsche Fußballmeister der Frauen ausgespielt; ab 1982 gibt es eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft). 1971 erschüttert der sogenannte „Bundesliga-Skandal“ den Verband in seinen Grundfesten (es stellt sich heraus, dass diverse Bundesligaspiele „verschoben“ wurden, sich also Bundesligaspieler dazu hergaben, gegen Bestechungsgeld Spiele absichtlich zu verlieren. Zahlreiche Spieler und Funktionäre werden daraufhin von der DFB-Gerichtsbarkeit gesperrt).

Nach der deutschen Wiedervereinigung (genauer: ab November 1990) wird der DFB wieder einziger nationaler deutscher Fußballverband. Im Jahr 2000 überträgt der Verband der neu gegründeten „Deutschen Fußball Liga GmbH“ (DFL) die operative Geschäftsführung für die erste und die zweite Bundesliga.

Mittlerweile hat sich der DFB, als dessen Präsident seit 2022 Bernd Neuendorf fungiert, zu einem der mitgliederstärksten und erfolgreichsten Sport-Fachverbände der Welt entwickelt. Ihm gehören heute mehr als 24.000 Vereine mit insgesamt weit über 7 Millionen Mitgliedern an.

Im Männerbereich richtete der Verband die Fußball-Weltmeisterschaften 1974 und 2006 aus, außerdem die Fußball-Europameisterschaften 1988 und 2024. Bei den Frauen war er 2011 WM-Gastgeber und 1989 sowie 2001 EM-Ausrichter.

Nationalmannschaften des DFB konnten im Laufe der Jahre zahlreiche Erfolge feiern, die größten waren:

Bei den Männern: Weltmeister 1954, 1974, 1990 und 2014; Europameister 1972, 1980 und 1996; Vizeweltmeister 1966, 1982, 1986 und 2002; Vizeeuropameister 1976, 1992 und 2008.

Bei den Frauen: Weltmeister 2003 und 2007; Europameister 1989, 1991, 1995, 1997, 2001, 2005, 2009 und 2013; Vizeweltmeister 1995; Vizeeuropameister 2022.

Die meisten Länderspiele für die A-Nationalmannschaften des DFB bestritten bis heute: bei den Männern Lothar Matthäus (150), bei den Frauen Birgit Prinz (214); die meisten Tore schossen: bei den Männern Miroslav Klose (71), bei den Frauen Birgit Prinz (128).

In den letzten Jahren geriet der DFB immer wieder in die (Negativ-)Schlagzeilen, beispielsweise wegen der bis heute nicht vollständig aufgeklärten Hintergründe der Millionen-Zahlung, die im Zusammenhang mit der deutschen Bewerbung um die Austragung der WM 2006 geleistet wurde, wegen des Hin und Her bei der Diskussion um die Menschenrechte bei der WM 2022 in Katar, oder auch, wenn von Seiten engagierter Fußballfans immer wieder kritisiert wird, dass der Verband zu abgehoben und zu kommerziell agiere und dabei die Interessen der Fans und der kleineren Vereine außer Acht lasse.

Der DFB und seine Unterverbände

Norbert Voshaar  

[Lit.: Deutscher Fußball-Bund: „100 Jahre DFB – Die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes“ (Berlin, 1999) / Arthur Heinrich: „Der Deutsche Fußballbund – Eine politische Geschichte“ (Köln, 2000) / Kicker-Almanach 2022 (2021) / Wikipedia]