Vor 50 Jahren:
Borussia Neuenhaus wird vorzeitig Kreisligameister und steigt in die Bezirksklasse auf!
Nach drei Kreisliga-Vizemeisterschaften in Serie ist es am 21. April 1974 endlich soweit: Die erste Mannschaft des SV Borussia 08 Neuenhaus sichert sich durch einen 3:1-Sieg gegen den SV Wietmarschen vorzeitig den Kreisliga-Meistertitel und steigt damit in die Bezirksklasse auf! Die Borussia-Tore erzielen an diesem Sonntag Berthold Niehaus (2) und Rüdiger Czauderna. (Spieler-)Trainer Hansi Dues beendet nach dem erfolgreichen Saisonabschluss sein vierjähriges Engagement bei der Borussia. Unter seinem Nachfolger Johann Berens (in den 50er Jahren selbst Spieler bei Borussia) wird den Borussen in der neuen Saison gleich ein hervorragender dritter Tabellenplatz in der Bezirksklasse gelingen.
Vor 100 Jahren:
54er Weltmeister Werner Kohlmeyer geboren
Am 19. April 1924 wurde er in Kaiserslautern geboren, nun jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal: Werner Kohlmeyer. Der aus der Arbeitersiedlung Bahnheim stammende „Kohli“ (so sein Spitzname) spielte bereits als Schüler für den 1.FC Kaiserslautern Fußball, darüber hinaus war er auch noch als Leichtathlet sowie als Tischtennis- und Skatspieler aktiv.
Schon im Alter von 17 Jahren wurde Werner Kohlmeyer in der ersten Mannschaft des 1. FCK eingesetzt. Zumeist spielte er linker Verteidiger. Drei Jahre nach Beginn des von Nazi-Deutschland begonnenen Zweiten Weltkriegs, während der Saison 1942/43, wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Seine Soldatenzeit überstand Werner Kohlmeyer unbeschadet. Mitte 1945 kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Als Fritz Walter im Herbst 1945 mit dem Aufbau einer neuen FCK-Mannschaft begann, gehörte Kohlmeyer sofort zu deren wichtigsten Stützen. Beruflich fand der gelernte Lohnbuchhalter eine Anstellung bei der Kammgarnspinnerei Kaiserslautern, 1946 heiratete er, im Laufe der Ehe wurde er Vater dreier Kinder. Mit dem 1. FC Kaiserslautern wurde Werner Kohlmeyer zwischen 1947 und 1957 zehn Mal Meister der Oberliga Südwest (die Bundesliga existierte damals bekanntlich noch nicht), darüber hinaus erreichte er mit dem FCK fünf Mal das deutsche Meisterschaftsfinale. Zwei Mal gewann er mit seinem 1. FC Kaiserslautern den Titel (1951: 2:1 gegen Preußen Münster, 1953: 4:1 gegen den VfB Stuttgart), die anderen drei Endspiele gingen verloren (1948: 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg, 1954: 1:5 gegen Hannover 96, 1955: 3:4 gegen RW Essen).
Im Juni 1951 wurde Werner Kohlmeyer von Sepp Herberger erstmals in die deutsche Nationalmannschaft berufen (sein Debüt gab er in Berlin beim 1:2 gegen die Türkei), 1954 gehörte er zum deutschen 22er Kader für die Weltmeisterschaft in der Schweiz. Beim WM-Turnier war Werner Kohlmeyer in fünf der sechs deutschen Spiele dabei: beim 4:1 gegen die Türkei (Vorrunde), beim 3:8 gegen Ungarn (Vorrunde), beim 2:0 gegen Jugoslawien (Viertelfinale), beim 6:1 gegen Österreich (Halbfinale) und schließlich beim dramatischen Berner Endspiel am 4. Juli 1954 gegen die hochfavorisierten Ungarn um Ferenc Puskas, das die deutsche Mannschaft nach einem frühen 0:2 Rückstand noch mit 3:2 gewinnen konnte (die deutschen Tore schossen Max Morlock und Helmut Rahn [2]). In jenem Finale war Werner Kohlmeyer Gegenspieler von Zoltan Czibor, der in der 8. Minute das 2:0 für Ungarn schoss. Kohlmeyer rettete im weiteren Spielverlauf mehrfach in höchster Not, u. a. klärte er zweimal auf der deutschen Torlinie, als Torhüter Toni Turek bereits geschlagen war. Neben ihm waren damals vier weitere Lauterer am sogenannten „Wunder von Bern“ beteiligt, nämlich Fritz Walter, Ottmar Walter, Werner Liebrich und Horst Eckel.
Noch bis 1955 spielte Werner Kohlmeyer für die Nationalelf (das Länderspiel am 30. März 1955 gegen Italien, das mit 1:2 verloren ging, war sein 22. und letztes), bis 1957 noch für den 1. FC Kaiserslautern (am Ende standen für ihn 332 Spiele und 20 Tore für den FCK zu Buche.) Von 1957 bis 59 spielte er beim FC Homburg in der 2. Liga Südwest, nach einer Station beim DJK Bexbach (1959/60) beendete Kohlmeyer seine Laufbahn als aktiver Fußballspieler im Amateurlager beim SV Morlautern, für den er von 1960 bis 63 auflief.
Leider ging es nach nach dem Berner WM-Finale und insbesondere nach Beendigung seiner aktiven Karriere bergab mit Werner Kohlmeyer, und zwar nicht nur sportlich, sondern auch beruflich und privat. Alkoholprobleme , Arbeitslosigkeit, Ehescheidung, Abriss des Kontaktes zu seinen Kindern – das alles machte Werner Kohlmyer schwer zu schaffen. Er verarmte und war zeitweise auf staatliche Unterstützung angewiesen. Fritz Walter und Sepp Herberger sollen ihm mehrfach Hilfe angeboten haben. Einige Zeit war Werner Kohlmeyer Hilfsarbeiter auf Baustellen. Zuletzt lebte er gemeinsam mit seiner Mutter in einer Sozialwohnung in Mainz-Mombach und arbeitete als Pförtner bei einem Zeitungsverlag. Am 26. März 1974, knapp drei Wochen vor seinem 50. Geburtstag, starb Werner Kohlmeyer als erster der Weltmeisterelf von 1954 (Todesursache: Herzversagen). Den zweiten deutschen WM-Triumph, knapp drei Monate später (durch ein 2:1 gegen Holland im Finale von München), bekam er somit nicht mehr mit.
Norbert Voshaar [Lit.: SV Borussia 08 Neuenhaus: „75 Jahre SV Borussia 08“ (1983) / Jürgen Bitter: „Deutschlands Fußballnationalspieler – Das Lexikon“ (1998) / https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/kohlmeyer-werner.html) / Wikipedia]