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Folge 3 – Juli 2021

Old Soccer ball on the green grass, top view

Vor 55 Jahren:

Das legendäre „Wembley-Tor“ fällt – Die deutsche Nationalelf verliert das WM-Endspiel gegen England mit 2:4 nach Verlängerung

Nach Platz 1 in Vorrundengruppe B (Gruppenspiele: 5:0 gegen die Schweiz, 0:0 gegen Argentinien, 2:1 gegen Spanien), einem 4:0 im Viertelfinale gegen Uruguay und einem 2:1 gegen die Sowjetunion im Halbfinale steht die deutsche Mannschaft um Kapitän Uwe Seeler am 30. Juli 1966, zwölf Jahre nach dem „Wunder von Bern“, wieder in einem WM-Finale. Gegner im mit 97.000 Zuschauern gefüllten Wembley-Stadion sind die englischen Gastgeber, die im Halbfinale die starken Portugiesen mit Torschützenkönig Eusebio ausgeschaltet haben. Für Titelverteidiger Brasilien war bereits nach der Vorrunde Schluss.

Das deutsche Führungstor erzielt Italien-Legionar Helmut Haller in der 12. Minute, der Ausgleich fällt nur fünf Minuten später durch Geoff Hurst. Nach relativ ausgeglichenem Spiel gelingt den Engländern in der 78. Minute durch Martin Peters nach einer „Kerze“ von Horst-Dieter Höttges das 2:1. Die Deutschen werfen nun alles nach vorne und schaffen in letzter Sekunde durch Wolfgang Weber den kaum noch für möglich gehaltenen 2:2-Ausgleich.

In der nun notwendigen Verlängerung kommt es zu einem der umstrittensten Tore der Fußballgeschichte, dem legendären „Wembley-Tor“. Es läuft die 101. Minute. Nach einer Hereingabe von Alan Ball zieht Geoff Hurst aus der Drehung ab und trifft die Unterkante der Latte des von Hans Tilkowski gehüteten deutschen Tores. Der Ball prallt von dort auf den Boden – die große Frage: landet er vor, auf oder hinter der Torlinie? Den hochspringenden Ball köpft Wolfgang Weber ins Toraus, die Diskussionen beginnen. Videobeweis und Torkamera gibt es noch nicht. Schiedsrichter Gottfried Dienst entscheidet schließlich nach Befragung von Linienrichter Tofik Bachramow, der den Ball in vollem Umfang hinter der Torlinie gesehen haben will, zum Entsetzen der Deutschen auf Tor! England führt 3:2. Das „Wembley- Tor“ geht in die Geschichte ein und bietet von nun an jahrzehntelang Diskussionsstoff. Das 4:2 in der 120. Minute ist kaum noch von Belang, es ist Geoff Hursts drittes Tor in diesem Finale. Als er es erzielt, sind bereits feiernde englische Fans aufs Feld gelaufen, strenggenommen hätte das Tor nicht anerkannt werden dürfen. Bis heute blieb dies der einzige Titelgewinn einer englischen Nationalmannschaft.

Die deutschen Vizeweltmeister: Hans Tilkowski (Dortmund), Horst-Dieter Höttges (Bremen), Karl-Heinz Schnellinger (AC Mailand), Franz Beckenbauer (Bayern München), Willi Schulz (HSV), Wolfgang Weber (Köln), Helmut Haller (FC Bologna), Wolfgang Overath (Köln), Uwe Seeler (HSV), Siegfried Held (Dortmund), Lothar Emmerich (Dortmund), Trainer: Helmut Schön

Die englische Aufstellung: Gordon Banks, George Cohen, Jack Charlton, Bobby Moore, Ray Wilson, Nobby Stiles, Bobby Charlton, Martin Peters, Alan Ball, Roger Hunt, Geoff Hurst, Trainer: Alf Ramsey


Vor 30 Jahren:

Die deutsche Frauennationalmannschaft wird durch ein 3:1 nach Verlängerung gegen Norwegen erneut Europameister

Am 14. Juli 1991 gelingt es den deutschen Damen bei der EM in Dänemark, ihren zwei Jahre zuvor in Osnabrück erstmals errungenen Europameister-Titel zu verteidigen.

Zwischen der norwegischen und der deutschen Mannschaft, die mit fünf Spielerinnen vom TSV Siegen antritt, steht es zur Halbzeit 0:0. Die norwegische Führung aus der 54. Minute gleicht Top-Torjägerin Heidi Mohr in der 62. Minute aus. Das 1:1 hat bis zum Ende der regulären Spielzeit Bestand. In der Verlängerung gelingt Heidi Mohr das 2:1, Silvia Neid zeichnet für den 3:1- Endstand verantwortlich. Sie wird später (von 2005-2016) Bundestrainerin, ihre Mannschaftskameradin Martina Voss folgt ihr 2018 auf diesem Posten.

Die deutsche Aufstellung: Marion Isbert (TSV Siegen), Doris Fitschen (VfR Eintracht Wolfsburg), Jutta Nardenbach (TSV Siegen), Frauke Kuhlmann (SV Schmalfeld), Britta Unsleber (FSV Frankfurt) [Gudrun Gottschlich/KBC Duisburg], Silvia Neid (TSV Siegen), Petra Damm (VfR Eintracht Wolfsburg), Sigrid Raith (TSV Siegen), Martina Voss (TSV Siegen) [Katja Bornschein/FSV Frankfurt], Heidi Mohr (TuS Niederkirchen), Bettina Wiegmann (Grün-Weiß Brauweiler), Trainer: Gero Bisanz


Norbert Voshaar [Lit.: Süddeutsche Zeitung: „WM-Bibliothek, 1966 England“ (2005) / Kicker-Almanach 1992 (1991) und 2021(2020)]