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Folge 27 – Juli 2023 

Old Soccer ball on the green grass, top view

Vor 10 Jahren: 

1:0-Finalsieg gegen Norwegen: 6. EM-Titel in Folge für die deutschen Frauen! 

Im Finale der Frauen-EM in Schweden trifft das deutsche Team am 18. Juli 2013 vor 41.000 Zuschauern im Stadion von Solna auf Norwegen, gegen das es in der Vorrunde eine 0:1-Niederlage gegeben hatte. Wie schon im Viertelfinale gegen Italien und im Halbfinale gegen Schweden reicht der deutschen Elf ein einziger Treffer zum Sieg. Es ist der 6. EM-Titel in Folge und der 8. insgesamt für die deutschen Frauen (eine unglaubliche Dominanz: bei den neun Europameisterschaften zwischen 1989 und 2013 holt Deutschland nur ein einziges Mal nicht den Titel, nämlich 1993, als Norwegen gewinnt). Schützin des Goldenen Tores ist die erst zur zweiten Halbzeit eingewechselte Anja Mittag in der 49. Minute. Neben ihr hat die überragende Torhüterin Nadine Angerer den größten Anteil am Erfolg. Sie hält u. a. zwei norwegische Elfmeter (29. Minute gegen Rönning, 61. Minute gegen Gulbrandsen) und wird zur besten Spielerin des Turniers gewählt. 

Die Rekord-Europameisterinnen: Nadine Angerer (1. FFC Frankfurt), Saskia Bartusiak (1. FFC Frankfurt), Lena Goeßling (VfL Wolfsburg), Annike Krahn (Paris Saint Germain), Leonie Maier (SC 07 Bad Neuenahr), Jennifer Cramer (Turbine Potsdam), Nadine Keßler (VfL Wolfsburg), Simone Laudehr (1. FFC Frankfurt) [ab 76. Minute Bianca Schmidt (1. FFC Frankfurt)], Dzsenifer Maroszan (1. FFC Frankfurt), Lena Lotzen (Bayern München) [ab 46. Minute Anja Mittag (FC Malmö)], Celia Okoyino da Mbabi (SC 07 Bad Neuenahr), Trainerin: Silvia Neid 


Vor 25 Jahren: 

WM 1998: Deutschland gegen Kroatien raus, Frankreich erstmals Weltmeister 

Durch zwei 2:0-Siege gegen die USA und den Iran sowie ein 2:2 gegen Jugoslawien holt die deutsche Mannschaft bei der WM in Frankreich den ersten Platz in Vorrundengruppe F. Überschattet wird der deutsche Auftritt dabei von schrecklichen Vorfälle im Vorfeld der Partie gegen Jugoslawien am 21. Juni 1998. Gewalttätige, alkoholisierte deutsche Hooligans wüten am Spielort Lens und verletzen dabei den Polizisten Daniel Nivel (damals 43 Jahre alt, Vater zweier Kinder) so schwer, dass er sechs Wochen im Koma liegt, halbseitig gelähmt bleibt, auf einem Auge erblindet, nicht mehr riechen und schmecken kann und bis heute starke Sprachstörungen hat. Der von der Brutalität der Schläger geschockte DFB-Präsident Egidius Braun erwägt zeitweise den Abzug der deutschen Mannschaft vom Turnier, entscheidet sich aber nach längeren intensiven Beratungen letztlich gegen eine Abreise. 

Nach einem 2:1-Sieg im Achtelfinale gegen Mexiko treffen die Deutschen am 4. Juli 1998 im Viertelfinale auf WM-Neuling Kroatien. Vor knapp 40.000 Zuschauern in Lyon ist Deutschland als amtierender Europameister Favorit und wird dieser Rolle in der ersten halben Stunde der Begegnung auch durchaus gerecht. Ab der 40. Minute ändert sich das Bild jedoch, denn ein von Lothar Matthäus zu kurz gespielter Pass bringt Christian Wörns kurz hinter der Mittellinie in Schwierigkeiten. Wörns trifft in dieser Situation nicht den Ball, sondern seinen Gegenspieler Davor Suker, der spektakulär fällt. Schiedsrichter Pedersen zeigt Wörns ohne zu zögern die rote Karte. Die konsternierten Deutschen kassieren daraufhin in Unterzahl unmittelbar vor dem Pausenpfiff das 0:1 durch Jarni. In der zweiten Halbzeit bleibt es lange bei diesem Spielstand, ehe die ausgebufften Kroaten, bei denen Stanic, Suker und Boban herausragen, durch Vlaovic (80. Minute) und Suker (89. Minute) nach zwei Konterangriffen auf 3:0 für Kroatien erhöhen. Nach dem Spiel zeigt sich Bundestrainer Berti Vogts als schlechter Verlierer und unterstellt dem Schiedsrichter und der FIFA, die Deutschen absichtlich benachteiligt zu haben. 

Die kroatische Mannschaft unterliegt im Halbfinale gegen Frankreich mit 1:2, besiegt aber im Spiel um Platz 3 die Niederlande mit 2:1 und stellt mit Davor Suker den WM-Torschützenkönig (er erzielt insgesamt 6 Treffer). 

Gastgeber Frankreich trifft im Traum-Finale im Pariser Stade de France am 12. Juli `98 vor 80.000 Zuschauern auf Titelverteidiger Brasilien, der im Halbfinale nach Verlängerung und Elfmeterschießen die Niederlande ausgeschaltet hat. Entgegen allen Erwartungen wird es kein Spiel zweier ebenbürtiger Mannschaften, sondern die Franzosen um Kapitän Didier Deschamps sind von Beginn an Herr im Haus. Durch zwei Kopfballtore des überragenden Juventus-Stars Zinedine Zidane (27. und 45. Minute, jeweils nach nach einem Eckball) führen sie zur Halbzeit bereits mit 2:0, am Ende heißt es gar 3:0 (das dritte Tor erzielt Petit in der 90. Minute). Frankreich holt damit verdientermaßen seinen ersten WM-Titel. Brasilien enttäuscht im Finale auf ganzer Linie. Einer der Gründe dafür ist, dass Superstar Ronaldo (Torschützenkönig der WM `94), der sich wegen einer Knieverletzung bereits angeschlagen und immer wieder fitgespritzt durchs Turnier gekämpft hat, am Nachmittag des Endspieltages einen schweren Krampfanfall erleidet und zeitweise in eine Klinik eingewiesen werden muss. Trotzdem wird Ronaldo nicht geschont, sondern steht – nach langem Hin-und-Her – am Abend in der brasilianischen Startelf. Er spielt die kompletten 90 Minuten, bleibt jedoch, wie unter diesen Umständen nicht anders zu erwarten, weit unter seinen Möglichkeiten. Es gibt Hinweise darauf, das der einflussreiche Sponsor der Brasilianer, Sportartikelhersteller Nike – allen gesundheitlichen Risiken zum Trotz -, vehement auf Ronaldos Einsatz gedrängt hat. 

Die an Kroatien gescheiterte deutsche Viertelfinal-Elf: Andreas Köpke (Olympique Marseille), Lothar Matthäus (Bayern München), Christian Wörns (Bayer Leverkusen), Jürgen Kohler (Bor. Dortmund), Jörg Heinrich (Bor. Dortmund), Dietmar Hamann (Bayern München) [ab 79. Minute Olaf Marschall (1. FC Kaiserslautern)], Jens Jeremies (München 1860), Michael Tarnat (Bayern München), Thomas Häßler (Karlsruher SC) [ab 69. Minute Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen)], Jürgen Klinsmann (Tottenham Hotspur), Oliver Bierhoff (Udinese Calcio), Trainer: Berti Vogts 

Von links: Der gefoulte Davor Suker, Übeltäter Christian Wörns, Lothar Matthäus (im Hintergrund) (Foto aus: Franz Beckenbauer: „Tour de Franz – Meine WM ´98“, S. 154) 


Norbert Voshaar [Lit.: Mixing: „Fussball WM `98“ (1998) / Franz Beckenbauer: „Tour de Franz – Meine WM `98 (1998) / Süddeutsche Zeitung: „WM-Bibliothek – Frankreich 1998“ (2005) / Kicker-Almanach 2023 (2022) / Wikipedia]