E-Mail: info@borussia-neuenhaus.de

Folge 9 – Januar 2022

Old Soccer ball on the green grass, top view

Vor 55 Jahren:

Erstes zweistelliges Bundesligaergebnis: Gladbach – Schalke 11:0!

Am 7. Januar 1967, dem ersten Rückrundenspieltag der Saison 1966/67, nimmt Borussia Mönchengladbach den FC Schalke 04 förmlich auseinander und siegt mit 11:0 (Halbzeit: 4:0). Auf dem schneebedeckten Rasen des Bökelbergstadions reichen der Borussia für diesen ersten zweistelligen Sieg der Bundesligageschichte vier Torschützen: Bernd Rupp, Herbert Laumen und Jupp Heynckes treffen jeweils dreimal, Günter Netzer trifft zweimal. Als das Verhängnis unaufhaltsam seinen Lauf nimmt, fleht der Schalker Friedel Rausch irgendwann seinen Gegenspieler Herbert Laumen an: „Herbert, hört doch bitte auf!“, worauf Laumen ihm antwortet: „Tut mir leid, Friedel, es geht wirklich nicht darum, euch vorzuführen, es geht einfach um Tore.“


Vor 70 Jahren:

Uli Hoeneß, späterer Welt- und Europameister, Bayern-Chef und Steuersünder, geboren

Am 5. Januar 1952 wird er in Ulm geboren: Uli Hoeneß. Das Fußballspielen lernt er zunächst in seiner Heimatstadt. 1970, mit 18 Jahren, wechselt der pfeilschnelle Stürmer jedoch zu Bayern München, wo er innerhalb kürzester Zeit eine steile Karriere macht. Der ehrgeizige, selbstbewusste und geschäftstüchtige Student wird in seiner ersten Bundesligasaison auf Anhieb Stammspieler und holt mit den Bayern Vizemeisterschaft und DFB-Pokal. 1972 wird Hoeneß mit dem FCB deutscher Meister und mit der deutschen Nationalelf in seinem erst sechsten Länderspiel Europameister (im EM-Endspiel in Brüssel wird die UdSSR mit 3:0 geschlagen). Nur zwei Jahre später, 1974, holt er mit dem FC Bayern den dritten Bundesliga-Titel in Folge, dazu gegen Atletico Madrid den Europapokal der Landesmeister (bei der mit 4:0 gewonnenen Endspiel-Wiederholung schießt er zwei Tore). Hinzu kommt der WM-Titel mit der Nationalmannschaft (das 74er WM-Finale gegen Holland endet 2:1 für Deutschland, wobei Uli Hoeneß in der 1. Minute den Elfmeter zum 0:1 verursacht). 1975 (2:0 gegen Leeds United) und 1976 (1:0 gegen AS St. Etienne) verteidigt er mit Bayern München jeweils den Meistercup; im 1976er EM-Endspiel in Belgrad gegen die CSSR verlässt ihn das Fußballglück: im Finale, das nach 120 Minuten 2:2 unentschieden steht und deshalb im Elfmeterschießen entschieden werden muss, jagt er seinen Strafstoß über das Tor, so dass die deutsche Mannschaft den Tschechoslowaken unterliegt. Zwei Länderspiele später endet seine Nationalmannschaftskarriere.

Verletzungsbedingt beendet er bereits 1979, nach einem kurzen Abstecher zum 1. FC Nürnberg, im Alter von erst 27 Jahren vorzeitig seine Spielerlaufbahn und wird Bayern-Manager. Der trotz der großen Erfolge und der zahlreichen Stars nicht wirklich professionell geführte Verein steht finanziell zu diesem Zeitpunkt alles andere als sorgenfrei da, so dass viel Arbeit auf Uli Hoeneß wartet. Ihm gelingt es in den Folgejahren, den FCB zu sanieren und zum sowohl wirtschaftlich als auch sportlich erfolgreichsten Fußballklub Deutschlands zu machen, wobei jeder, der „seinem“ FC Bayern die Führungsrolle streitig machen will, damit rechnen muss, von ihm hart angegangen zu werden, denn Uli Hoeneß ist ein Meister der verbalen Attacke und der aggressiven Transferpolitik.

1982 überlebt er schwerverletzt als einziger den Absturz eines zweimotorigen Propellerflugzeugs, das sich auf dem Flug von München zum Portugal-Länderspiel nach Hannover befindet. 1985 gründet er gemeinsam mit Werner Weiß die erfolgreiche Firma „HoWe-Wurstwaren“, die heute seine Kinder leiten. 2009 wechselt Uli Hoeneß vom Managerposten auf den Präsidentenstuhl des FC Bayern. 2014 verurteilt das Münchner Landgericht ihn wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren, er wird jedoch bereits Ende Februar 2016 vorzeitig aus der Haft entlassen. Für die Dauer der Haft tritt Uli Hoeneß von seinen Funktionen als Präsident und als Vorsitzender des Aufsichtsrats des FC Bayern München zurück, nach der Haftentlassung übernimmt er beide Ämter erneut. Mittlerweile ist Uli Hoeneß nur noch Mitglied des Aufsichtsrats und Ehrenpräsident.

Bis heute scheiden sich an ihm die Geister: Bayern-Fans bejubeln ihn als Vereinsikone mit sozialer Ader, Konkurrenten sehen in ihm allein das clevere, mit allen Wassern gewaschene Alphatier, dem jedes Mittel recht ist, um seinen Verein nach vorn zu bringen und die Konkurrenz zu schwächen.


Vor 85 Jahren:

Der VfB Leipzig wird Pokalsieger

Erst am 3. Januar 1937 findet das Finale des deutschen Vereinspokalwettbewerbs des Jahres 1936 statt (damals nach dem nationalsozialistischen „Reichssportführer“ Hans von Tschammer und Osten auch „Tschammer-Pokal“ genannt). Dabei trifft der VfB Leipzig, deutscher Meister der Jahre 1903, 1906 und 1913, im Berliner Olympiastadion vor 70.000 Zuschauern auf den großen Favoriten Schalke 04, den Meister der Jahre 1934 und 1935. Nach einem Fehler des Schalker Torwarts Hermann Mellage bringt Leipzigs Mittelstürmer Jakob May seine Mannschaft in der 20. Minute in Führung, Linksaußen Herbert Gabriel erhöht elf Minuten später auf 2:0. Kurz vor der Pause gelingt Schalke-Rechtsaußen Ernst Kalwitzki der Anschlusstreffer zum 1:2. In der zweiten Halbzeit fallen keine Tore. Am Ende siegt der VfB Leipzig verdient mit 2:1, und Schalke verliert das zweite Pokalendspiel in Folge.

VfB Stuttgart: Bruno Wöllner, Rudolf Große, Gerhard Richter, Erich Thiele, Walter Jähnig, Hans Breidenbach, Martin Schön, Jakob May, Georg Reichmann, Herbert Gabriel, Trainer: Heinrich Pfaff

FC Schalke 04: Hermann Mellage, Hans Bornemann, Otto Schweisfurth, Rudi Gellesch, Hermann Nattkämper, Otto Tibulski, Ernst Kalwitzki, Fritz Szepan, Ernst Poertgen, Ernst Kuzorra, Ernst Sonow, Trainer: Hans „Bumbas“ Schmidt


Norbert Voshaar [Lit.: Karlheinz Mrazek: „Sternstunden der Bundesliga“ (1993) / 11 Freunde v. 13.9.2014 / Gerd Delling: „Mister Bundesliga – Uli Hoeneß: Erfolgreicher Spieler, streitbarer Manager, stiller Wohltäter“ (in: „50 Jahre Bundesliga“, 2012) / „Kicker-Almanach 2022“ (2021) / Wikipedia]