Vor 50 Jahren:
Gladbachs 7:1 gegen Inter Mailand im Landesmeistercup annulliert
Am 20. Oktober 1971 trifft der deutsche Fußballmeister der Jahre 1970 und 1971, Borussia Mönchengladbach, im Achtelfinal-Hinspiel des Europapokals der Landesmeister auf den italienischen Champion Inter Mailand. In einem wahren Spielrausch fegt die Fohlenelf die Italiener um Sandro Mazzola und Giacinto Facchetti vom Platz, bereits zur Halbzeit steht es 5:1 (Tore für Gladbach: zweimal Heynckes, zweimal Le Fevre, einmal Netzer), in der 2. Halbzeit trifft Günter Netzer erneut, das 7:1 erzielt Sieloff per Elfmeter. Günter Netzer selbst sagt später über diesen Abend: „Wir spielten, wie wir nie zuvor gespielt hatten. In diesem kurzen Moment eines Europapokalspiels wurde alles Wirklichkeit, was sich die Fantasie jemals über die Schönheit eines Fußballspiels ausgedacht hatte.“
7:1 – eine wunderbare Ausgangsposition fürs Rückspiel, sollte man meinen. Doch der Kantersieg wird einige Tage später von der UEFA aberkannt, weil Inter-Torschütze Roberto Boninsegna, als ihn in der 28. Minute eine von einem Zuschauer geworfene Cola-Büchse am Kopf traf, den Platz verließ. Bis heute wird spekuliert, Boninsegna habe den Vorfall bewusst dramatisiert und sich auswechseln lassen, obwohl er eigentlich durchaus hätte weiterspielen können, damit Inter im Falle einer Niederlage Protest einlegen könne.
Genau das passiert. Der Gladbacher Sieg wir annulliert, die UEFA ordnet eine Platzsperre für die nächsten drei Europacup-Heimspiele der Borussia sowie eine Geldstrafe von 10.000 Franken an. Nach einem 2:4 im Rückspiel in Mailand wird das Hinspiel in Berlin wiederholt. Man trennt sich 0:0, Gladbach scheidet aus. Die legendäre Büchse, die der niederländische Schiedsrichter Jef Dorpmans seinerzeit mit ins heimische Arnheim genommen hatte, kann heute im Borussia-Museum besichtigt werden.
Die Aufstellungen:
Borussia M´gladbach: Kleff, Bleidick, L. Müller, Sieloff, Vogts, Bonhof, Netzer, Wimmer, Le Fevre, Heynckes, Kulik, Trainer: Weisweiler
Inter Mailand: Vieri (Bordon), Oriali, Giubertoni, Burgnich, Facchetti, Fabbian, Bedin, Corso, Mazzola, Jair, Boninsegna (Ghio), Trainer: Invernizzi
Vor 120 Jahren:
José Leandro Andrade, erster schwarzer Fußball-Weltstar geboren
Am 1. Oktober 1901 (anderslautende Berichte sprechen auch vom 22. November 1901) wird er in Salto/Uruguay geboren: José Leandro Andrade, später von Sportjournalisten auch als „schwarzes Wunder“ bezeichnet. In der den Weltfußball der 1920er Jahre beherrschenden Nationalmannschaft Uruguays wird er zum Star. 1924 (Finale in Paris: Uruguay gegen die Schweiz 3:0) und 1928 (Endspiel in Amsterdam: Uruguay gegen Argentinien 1:1 n.V. und 2:1 im Wiederholungsspiel) wird er jeweils Olympiasieger; 1930 holt er mit Uruguay den Titel bei der ersten Weltmeisterschaft durch einen 4:2-Finalsieg gegen Argentinien im heimischen Montevideo.
Richard Hofmann aus Dresden, der bei Olympia 1928 mit der deutschen Nationalelf im Viertelfinale gegen Andrades Uruguay mit 1:4 unterlag, sagte über ihn: „Er war der Star der damals besten Mannschaft der Welt. Ein großer Kerl, elastisch in seinen Bewegungen, der stets das körperlose, elegante Spiel bevorzugte und in seinen Gedanken immer schon mehrere Situationen voraus war.“ Andrade genoss seinen Ruhm und ließ sich feiern. Sein Leben nach der Karriere war von Armut und Krankheit geprägt, im Alter von 56 Jahren starb er am 5. Oktober 1957 in einem Armenhaus in Montevideo.
Norbert Voshaar [Lit.: Bernd.-M. Beyer: „71/72 – Die Saison der Träumer“ (2020) / Kicker-Edition: „Die 50 größten Weltstars“ (2012) / Wikipedia]