Vor 50 Jahren:
Länderspiel-Rekordtorschütze Gottfried Fuchs verstirbt in Montreal
Am 3. Mai 1889 wurde er in Karlsruhe geboren, vor 50 Jahren, am 25. Februar 1972, verstarb er 82-jährig in Montreal/Kanada: Gottfried Fuchs, der im März 1911 beim 6:2-Sieg gegen die Schweiz als erster jüdischer Fußballer in der deutschen Nationalelf debütierte, wobei er gleich ein Tor schoss. Beim Länderspiel gegen Russland, das am 1. Juli 1912 im Rahmen der Olympischen Spiele in Stockholm stattfand, schrieb Gottfried Fuchs Geschichte: Beim 16:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft schoss er sage und schreibe 10 Tore, ein bis heute unerreichter Länderspielrekord. 1910 hatte der Mittelstürmer mit dem Karlsruher FV durch ein 1:0 nach Verlängerung gegen Holstein Kiel bereits den deutschen Meistertitel geholt, im Mai 1912 wurde er mit dem Karlsruher FV Vizemeister.
Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) diente Gottfried Fuchs in der deutschen Armee, wurde verwundet und ausgezeichnet. Nach Kriegsende spielte er noch einmal für kurze Zeit für den Karlsruher FV und beendete dann seine Karriere. Beruflich war er in der väterlichen Holzhandlung tätig, 1928 zog er nach Berlin, wo er bis 1935 einem dortigen Tennisclub angehörte, ehe er aufgrund seiner jüdischen Abstammung gezwungen war, den Verein zu verlassen. Um der NS-Verfolgung zu entgehen, floh er 1937 in die Schweiz, von dort weiter nach Frankreich und 1940 schließlich nach Kanada, wo er sich fortan Godfrey Fochs nannte. In Deutschland drohte er völlig in Vergessenheit zu geraten, zumal jüdische Sportler in der NS-Zeit oft aus den Siegerlisten und Vereinsstatistiken gelöscht wurden. Nicht vergessen hatte ihn Sepp Herberger, Bundestrainer beim 1954er „Wunder von Bern“, der Gottfried Fuchs in seiner Jugend selbst hatte spielen sehen und stets ein Bewunderer seiner Spielweise gewesen war. Der Altbundestrainer nahm brieflich zu ihm Kontakt auf, pflegte diese Verbindung und schlug schließlich Anfang 1972 dem DFB vor, Gottfried Fuchs für das Länderspiel gegen die Sowjetunion einzuladen, mit dem am 26. Mai 1972 das neue Münchner Olympiastadion eingeweiht werden sollte.
Der DFB lehnte Sepp Herbergers Wunsch jedoch mit dem Hinweis auf die Höhe der Flugkosten und die drohende Schaffung eines „Präzedenzfalles“ ab. Diese Begründung war mehr als peinlich. Die Flugkarten für den 82jährigen Gottfried Fuchs hätten den DFB noch keine 2000 DM gekostet und andere jüdische Ex-Nationalspieler, die man eventuell noch hätte einladen müssen, gab es nicht, denn der neben Gottfried Fuchs einzige weitere jüdische Spieler der deutschen Nationalelf, Julius Hirsch, war 1943 im KZ Auschwitz ermordet worden. Ein tief enttäuschter Sepp Herberger wollte Gottfried Fuchs daraufhin postalisch über die Absage des DFB informieren, seine Nachricht erreichte diesen aber nicht mehr, denn Gottfried Fuchs war am 25. Februar 1972 verstorben.
Vor 65 Jahren:
Erster Afrika-Cup: Ägypten bezwingt im Finale Äthiopien mit 4:0
1956 kam in Afrika der Wunsch nach Gründung eines eigenen kontinentalen Fußballverbandes auf. Dabei war es zunächst ein Problem, dass es erst sehr wenige unabhängige afrikanische Staaten gab, da der größte Teil des Kontinents noch von den europäischen Kolonialmächten Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Portugal und Spanien kontrolliert wurde.
Am Rande des FIFA-Kongresses in Lissabon beschlossen schließlich Ägypten, Äthiopien, Südafrika und der Sudan die Gründung der CAF („Confederation of African Football“ bzw. „Confederation Africaine de Football“). Diese vier Länder bildeten dann auch die Teilnehmer des ersten CAF-Endturniers, das vom 10. bis zum 16. Februar 1957 im Sudan ausgetragen wurde.
Im ersten Halbfinale schaltete Ägypten Gastgeber Sudan mit 2:1 aus. Das zweite Halbfinale gewann Äthiopien kampflos gegen Südafrika (Südafrika wurde disqualifiziert, weil es sich weigerte, mit einer multiethnischen Mannschaft anzutreten). Die Finalpaarung lautete somit Ägypten gegen Äthiopien. Das Endspiel in der sudanesischen Hauptstadt Khartum gewann Ägypten klar mit 4:0. Von den sechs Turniertoren der Ägypter schoss Mohamed Diab El-Attar fünf.
Mittlerweile wurde das Turnier 32-mal ausgetragen, Rekordsieger ist Ägypten mit 7 Titeln vor Kamerun (5), Ghana (4) und Nigeria (3), seit 2019 nehmen jeweils 24 Länder teil.
Norbert Voshaar [Lit.: „Kicker-Almanach 2018“ (2017) / L. Peiffer u. D. Schulze Marmeling: „Hakenkreuz und rundes Leder – Fußball im Nationalsozialismus“ (2008) / L. Peiffer u. H. Wahlig: „Verlorene Helden. Von Gottfried Fuchs bis Walther Bensemann – Die Vertreibung der Juden aus dem deutschen Fußball nach 1933“ („11 Freunde“-Sonderbeilage 2014) / Wikipedia]