Folge 51 – Juli 2025
Vor 25 Jahren:
EM 2000: Weltmeister Frankreich holt auch den Europameistertitel, Titelverteidiger Deutschland ohne Sieg nach Hause!
Nachdem bei der im Sommer 2000 in Belgien und Holland stattfindenden Europameisterschaft bereits beide Halbfinalpartien in die Verlängerung gingen (Frankreich schlug letztlich Portugal – nach „Golden Goal“ von Superstar „Zizou“ Zinedine Zidane – mit 2:1 und Italien die Niederlande nach Elfmeterschießen mit 3:1), muss auch das am 2. Juli 2000 in Rotterdam stattfindende Finale verlängert werden. Die Teams aus Frankreich (EM-Sieger von 1984) und Italien (Europameister 1968) liefern sich ein gutes und spannendes Endspiel, das schließlich durch das „Golden Goal“ des eingewechselten Franzosen David Trezeguet in der 103. Minute entschieden wird.
Erst in der 93. Minute hatte sich die französische Mannschaft überhaupt in die Extra-Zeit gerettet, als Wiltord (wie Trezeguet in der 2. Halbzeit eingewechselt) die italienische Führung durch Delvecchio (55. Minute) ausglich. Frankreichs Trainer Roger Lemerre setzt an diesem Abend vor 50.000 Zuschauern im „De Kuip“ noch sieben Weltmeister von 1998 ein, darunter die Bundesligaprofis Bixente Lizarazu (Bayern München) und Youri Djorkaeff (1. FC Kaiserslautern).
Frankreich – der erste Weltmeister, der auch Europameister wird – spielte mit folgender Mannschaft: Fabien Barthez, Lilian Thuram, Laurent Blanc, Marcel Desailly, Bixente Lizarazu (86. Robert Pires), Patrick Vierira, Didier Deschamps, Youri Djorkajeff (76. David Trezeguet), Zinedine Zidane, Thierry Henry, Christophe Dugarry (55. Sylvain Wiltord); Trainer: Roger Lemerre.
Europameister 2000: Frankreich (Foto: AGON)
Als das Endspiel stattfindet, ist Titelverteidiger Deutschland schon längst wieder zu Hause. Die deutsche Mannschaft hatte zunächst im ersten Gruppenspiel gegen Rumänien (Endergebnis 1:1, Torschützen: 0:1 Viorel Moldovan, 5. Minute; 1:1 Mehmet Scholl, 28. Minute) trotz eines schwachen Auftritts zumindest einen Punkt geholt und anschließend im zweiten Spiel gegen England mit 0:1 verloren (Tor: Alan Shearer, 53. Minute, nach Flanke von Kapitän David Beckham), so dass sie vor ihrem dritten und letzten Gruppenspiel gegen die Portugiesen enorm unter Druck stand.
Da Portugal nach Siegen über England (3:2) und Rumänien (1:0) bereits als Viertelfinalteilnehmer feststand, traten die Iberer im letzten Spiel gegen das deutsche Team mit einer „B-Elf“ an, was die deutschen Chancen eigentlich hätte erhöhen müssen – aber weit gefehlt: Die vom viel kritisierten Coach Erich Ribbeck offensichtlich kaum noch erreichte Mannschaft, in der es von Turnierbeginn an Streit und Querelen gab, lieferte eine weitere erschreckend hilflose Vorstellung und verlor verdient mit 0:3. Alle drei Tore schoss Sergio Conceicao, bei Lazio Rom häufig nur auf der Ersatzbank; er traf in der 35., 54. und 71. Minute.
Diese Schmach bedeutete auch einen äußerst traurigen Abschluss der 20 Jahre währenden Nationalmannschaftskarriere von Rekordnationalspieler (150 Länderspiele!) Lothar Matthäus (39 Jahre), der mittlerweile bei den New York/New Jersey MetroStars in den USA unter Vertrag stand. Erich Ribbeck trat nach dem Spiel als Bundestrainer zurück, sein Nachfolger wurde nach schwieriger Suche ab August 2000
Rudi Völler.
Der auf ganzer Linie enttäuschende deutsche EM-Kader 2000: Markus Babbel (Bayern München), Michael Ballack (Bayer Leverkusen), Oliver Bierhoff (AC Mailand), Marco Bode (Werder Bremen), Jörg Butt (HSV), Sebastian Deisler (Hertha BSC), Dietmar Hamann (FC Liverpool), Thomas Häßler (1860 München), Carsten Jancker (Bayern München), Oliver Kahn (Bayern München), Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen), Jens Lehmann (Borussia Dortmund), Thomas Linke (Bayern München), Lothar Matthäus (New York/New Jersey MetroStars), Jens Nowotny (Bayer Leverkusen), Carsten Ramelow (Bayer Leverkusen), Marko Rehmer (Hertha BSC), Paolo Rink (Bayer Leverkusen), Mehmet Scholl (Bayern München), Dariusz Wosz (Hertha BSC), Christian Ziege (Bayern München)
Nach dem peinlichen 0:3 gegen Portugals „B-Elf“: Rehmer, Matthäus, Nowotny und Hamann lassen die Köpfe hängen. (Foto: Süddeutsche)
Norbert Voshaar
[Lit.: Marcel Reif (Hrsg.): „EURO 2000 – Das Fußball-EM-Buch“ (2000) / „Kicker Almanach 2001“ (2000) / Wikipedia]