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Folge 49 – Mai 2025

Old Soccer ball on the green grass, top view

Folge 49 – Mai 2025

 

Vor 50 Jahren:

0:0 und 5:1 gegen den FC Twente: Gladbach holt den UEFA-Pokal!

Nachdem bereits im Vorjahr zwei deutsche Mannschaften im Europapokal erfolgreich waren (Bayern München im Meistercup und der 1. FC Magdeburg aus der damals noch existierenden DDR im Pokalsieger Wettbewerb), gelingt dieses Kunststück im Mai 1975 erneut: Borussia Mönchengladbach holt den UEFA-Cup und die Bayern verteidigen „ihren“ Landesmeister-Pokal!

Über Wacker Innsbruck, Olympique Lyon, Real Saragossa, Banik Ostrau und den 1. FC Köln zieht Borussia Mönchengladbach, der bundesdeutsche Vizemeister von 1974, in das UEFA-Cup-Finale ein, das damals noch aus Hin- und Rückspiel besteht. Gegner ist der FC Twente Enschede, der in seinem Halbfinale Favorit Juventus Turin zwei Mal besiegt hat. Ihr Heimspiel am 7. Mai 1975 tragen die Borussen im Düsseldorfer Rheinstadion aus, da es mehr Zuschauer fasst als der Gladbacher Bökelberg. Dem geschickt agierenden FC Twente gelingt es, den an diesem Abend einfallslosen Bundesligisten an der Entfachung seines gefürchteten Angriffswirbels zu hindern und ein verdientes 0:0-Unentschieden zu
erkämpfen. Auch der deutsche Torhüter der Enscheder, Volkmar Groß (von 1967 bis 1972 bei Hertha BSC), trägt mit einer sehr guten Leistung erheblich zum Teilerfolg des FC Twente bei. Der Mönchengladbacher Christian Kulik scheidet nach 76 Minuten mit einem Beinbruch aus und kann deshalb im zweiten Finalspiel nicht dabei sein.

Beim Rückspiel in Enschede am 21. Mai 1975 läuft es von Anfang an weit besser für die Elf vom Niederrhein. Bereits nach drei Minuten bringt ihr „Dribbel-Däne“ Allan Simonsen sie in Führung, in der 9. Minute erhöht Goalgetter Jupp Heynckes auf 2:0. Bei diesem Spielstand bleibt es bis zur Halbzeit. Auch im zweiten Durchgang ist Gladbach in Person von Jupp Heynckes sofort voll da: er macht in der 50. Minute das 3:0 (Rechtsschuss) und in der 59. Minute das 4:0 (Kopfball). Nach dem Enscheder Ehrentor zum 1:4 durch Epi Drost (76. Minute) ist wieder Allan Simonsen dran: nach einem Foul der Holländer an Henning Jensen verwandelt er in der 87. Minute den fälligen Elfmeter zum 5:1-Endstand für die „Fohlen“. Hochverdient und mit erfrischendem Konterfußball aus dem Lehrbuch gewinnen die Borussen damit ihren ersten internationalen Titel.

Nicht nur in diesem Spiel sind Jupp Heynckes und Allan Simonsen die Gladbacher Erfolgsgaranten, sondern im gesamten Wettbewerb, denn von den insgesamt 27 Borussia-Toren in der UEFA-Cup-Saison 74/75 erzielen die beiden Angreifer zusammen 21 (Heynckes 11 / Simonsen 10). In der Bundesliga, in der die Gladbacher drei Wochen später ebenfalls den Titel holen, ist es ähnlich: Jupp Heynckes und Allan Simonsen erzielen zusammen 45 Tore (Heynckes 27 / Simonsen 18)!

Die Mönchengladbacher Siegermannschaft von Enschede: Wolfgang Kleff, Hans Klinkhammer, Jürgen Wittkamp, Berti Vogts, Uli Surau (ab 12. Minute: Frank Schäffer), Rainer Bonhof, Herbert Wimmer (ab 78. Minute: Horst Köppel), Dietmar Danner, Allan Simonsen, Henning Jensen, Jupp Heynckes [im Hinspiel kamen auch noch Christian Kulik und Karl Del`Haye zum Einsatz]; Trainer: Hennes Weisweiler

Vor 50 Jahren:

2:0 Finalsieg gegen Leeds United: Bayern verteidigt den Meistercup!

Obwohl der FC Bayern München, der deutsche Meister und Landesmeistercup-Sieger von 1974, in der Bundesliga-Saison 74/75 überraschend nur Mittelmaß darstellt (Endplatzierung: enttäuschender Zehnter), erreicht er im Europapokal der Meister erneut das Finale. In der ersten Runde durch ein Freilos weitergekommen, schalten die Münchner im Achtelfinale den amtierenden DDR-Meister und Pokalsiegercup-Gewinner des Vorjahres, den 1. FC Magdeburg, aus. Im Viertelfinale setzten sie sich gegen Ararat Erewan (Meister der Sowjetunion) durch, im Halbfinale gegen Frankreichs Meister AS St. Etienne, so dass sie am 28. Mai 1975 im Finale von Paris auf den englischen Champion Leeds United treffen, der in
seinem Halbfinale den FC Barcelona ausgeschaltet hat.

Schon vier Minuten nach dem Anpfiff müssen die von Trainer Dettmar Cramer taktisch klug eingestellten Bayern einen herben Rückschlag hinnehmen, denn nach einem bösen Foul von Terry Yorath an FCB-Verteidiger Björn Andersson muss der schwer verletzte Schwede vom Platz getragen und durch den unerfahrenen Sepp Weiß ersetzt werden. Die Briten um ihren giftigen Mannschaftskapitän Billy Bremner, der auch Kapitän der schottischen Nationalmannschaft ist, setzen die Münchner stark unter Druck und gehen dabei weiterhin sehr hart zur Sache. Nächstes Opfer dieser äußerst aggressiven Spielweise wird in der 40. Minute Uli Hoeneß, der bei einem Foul eine Außenband- und Kapselverletzung davonträgt und gegen Klaus Wunder ausgewechselt werden muss (Franz Beckenbauer sagt nach dem Spiel: „Leeds United ist die unfairste Mannschaft, gegen die ich je gespielt habe“).

Die Engländer starten weiter Angriff auf Angriff, die Bayern sind in der Defensive gebunden, hoffen auf Konterchancen und können sich bei Torwart Sepp Maier bedanken, dass sie die erste Halbzeit ohne Gegentor überstehen.

In der zweiten Hälfte geht es zunächst genau so weiter – bis in der 71. Minute nach einigen Quer- und Rückpässen der Bayern ein Steilpass zu Conny Torstensson kommt… Der zweite Bayern-Schwede legt den Ball direkt in den Lauf von Franz Roth, der „Bulle“ dringt in den englischen Strafraum ein, zieht mit dem linken Fuß aus halblinker Position ab und trifft in die (aus seiner Sicht) rechte Ecke des United-Tores! Es heißt 1:0 für die Bayern! Die konsternierten Engländer verstehen die Welt nicht mehr. Zwölf Minuten später fällt dann die Vorentscheidung: Jupp Kapellmann sprintet auf der rechten Außenbahn mit dem Ball am Fuß von der Mittellinie bis zur Grundlinie und flankt dann nach innen, wo Gerd Müller, der „Torjäger vom Dienst“, seinem Bewacher entwischt und das Leder aus kurzer Distanz an Torhüter David Stewart vorbei zum 2:0-Endstand ins Netz spitzelt.

Die restlichen sieben Minuten bringen die Bayern mit Glück und Geschick über die Zeit, dann kann Kapitän Franz Beckenbauer den heißbegehrten Meistercup zum zweiten Mal in Folge in die Höhe stemmen.

Die Münchner Titelverteidiger: Sepp Maier, Bernd Dürnberger, Georg Schwarzenbeck, Franz Beckenbauer, Björn Andersson (ab 4. Minute: Sepp Weiß), Conny Torstensson, Rainer Zobel, Franz Roth, Uli Hoeneß (ab 42. Minute: Klaus Wunder), Gerd Müller, Jupp Kapellmann; Trainer: Dettmar Cramer


Norbert Voshaar 

[Lit.: Kurt Lavall: „Die deutsche Bundesliga 1975/76“ (1975) / Tom Bender u. Ulrich Kühne-Hellmessen: „Verrückter Europacup“ (1999) / Kicker Edition: „60 Jahre Europapokal“ (2015) / Wikipedia ]